El Salvadors Flüchtlinge kehren zurück

SalvadorianerInnen verlassen Lager / Flüchtlingshilfsorganisation der UNO (UNHCR) verweigert Unterstützung  ■  Von Annette Goebel

Colomoncagua/Berlin (taz) - Die salvadorianischen Flüchtlinge im honduranischen Colomoncagua wollen bis Weihnachten in ihre Heimatdörfer in Morazan zurückkehren. Dies geht aus einer Mitteilung der Flüchtlinge hervor. Die SalvadorianerInnen, die sich vor zehn Jahren aus ihren schwer umkämpften Dörfern im Norden des Landes nach Honduras gerettet hatten, leben seither zu Tausenden im streng kontrollierten Flüchtlingscamp in Colomoncagua.

Von salvadorianischer Seite ist die Rückkehr nicht mehr genehmigt: Die Regierung Cristiani hat nach Beginn der Guerilla-Offensive am 11. November das Abkommen über den Repatriierungsprozeß aufgekündigt, das VertreterInnen der Flüchtlinge und der UNHCR (Flüchtlingshochkommissar der Vereinten Nationen) mit ihr ausgehandelt hatten. Nach dem lange vorbereiteten Abkommen hätten die über 8.000 Flüchtlinge zwischen dem 27. November und dem 24. Dezember in mehreren kleinen Gruppen zurückkehren können, sobald sie einen Personalausweis erhalten hätten. Nun hat die salvadorianische Regierung nach ihrer Suspendierung der Vereinbarung die Beamten aus dem Lager abgerufen, die Pässe für die Flüchtlinge ausstellen sollten. Zwar hat die Hälfte der Flüchtlinge in Colomoncagua noch keine Papiere - doch das hält die meisten ebensowenig von der Rückkehr ab wie der Bürgerkrieg in ihrem Land. Auch das Wissen um die jüngsten Massenfestnahmen und massiven Menschenrechtsverletzungen durch die salvadorianische Armee hindert sie nicht an ihrem Vorhaben.

Bereits am 18. November haben sich nach Mitteilung einer Delegation der Grünen des Europaparlaments, die das Lager in Colomoncagua besuchte hatte, etwa 700 Flüchtlinge auf eigene Faust und ohne jede finanzielle Unterstützung auf den Heimweg nach Meanguera in der Provinz Morazan gemacht. Der UNHCR, mit dem Schutz und der Repatriierung der Flüchtlinge beauftragt, sah dem Aufbruch nervös, aber tatenlos zu. Er hat sich auf die Position zurückgezogen, ohne die Zustimmung der salvadorianischen Regierung machtlos zu sein. Auch als am letzten Wochenende erneut eine zweite Gruppe von Flüchtlingen, diesmal etwa 500, aufbrach, zeigten sich die Mitarbeiter des UNHCR nicht bereit, den Menschen zumindest einen Teil der garantierten finanziellen und materiellen Unterstützung zu geben. Die LKWs, mit denen die Flüchtlinge zur Grenze gebracht wurden, waren von Privatpersonen gemietet worden.

Der UNHCR wird für seine abwartende Haltung nicht nur von den LagerinsassInnen kritisiert. Auch ausländische BeobachterInnen des Repatriierungsprojekts fordern den UNHCR auf, seiner Schutzpflicht nachzukommen und mehr Druck auf die salvadorianische Regierung auszuüben. Seitdem die UNO ihre MitarbeiterInnen nach einem Überfall von Armeetruppen auf ihr Büro aus El Salvador abgezogen hat, sieht sich der UNHCR auf verlorenem Posten.

Sein Argument, daß angesichts der momentanen Kriegssituation eine Rückkehr zu gefährlich sei, geht jedoch an der Entschlossenheit der Flüchtlinge vorbei. „Die Herzen und Köpfe sind seit April in Morazan“, versucht ein Lagerbesucher den ungebrochenen Willen zur Rückkehr zu erklären. Im Lager in Colomoncagua ist bis auf die allernotwendigsten Einrichtungen alles abgebaut, die Arbeit in den Werkstätten, Schulen und Gesundheitszentren ruht, die wenigen privaten Dinge sind längst gepackt. Ihr einmal zugesprochenes Recht, in ihr Land zurückzukehren, möchten sie nicht mehr abtreten.

Spendenmöglichkeit:

Flüchtlingshilfe Mittelamerika e.V., Bahnhofstraße 31, 4190 Kleve 1, Konto-Nr. 24 60 82, Stadtsparkasse Essen (BLZ 360 501 05)