RAF-Wohnung entdeckt

■ Polizei stürmte in Schleswig-Holstein ein Haus, das Mitgliedern der RAF als Versteck gedient haben soll / Bewohner weg

Berlin (taz) - Ein Sondereinsatzkommando der Polizei hat gestern in Lasbeck bei Bad Oldesloe (Schleswig-Holstein) ein kleines Bauernhaus gestürmt, das Mitgliedern der RAF seit April als Versteck gedient haben soll. Wie die Bundesanwaltschaft (BAW) in Karlsruhe erklärte, sollen die am vergangenen Donnerstag festgenommenen mutmaßlichen RAF -Mitglieder Ute Hladki und Holger Deilke zusammen mit zwei weiteren Personen das Haus angemietet haben. Nach der Verbreitung ihrer Fahndungfotos sei der Hinweis auf die konspirative Wohnung aus der Bevölkerung gekommen.

In einer Rundsendung forderte gestern das Bundeskriminalamt zur Vermeidung umfangreicher Schutzmaßnahmen alle Agenturen auf, keine konkreten Angaben auf den Hinweisgeber zu veröffentlichen.

Nach den Angaben des BAW-Sprechers Förster sind in einem Schuppen zwei Motorräder der Marke Kawasaki entdeckt worden. Eines soll mit einem gefälschten Kennzeichen als Doublettenfahrzeug hergerichtet gewesen sein. Der Norddeutsche Rundfunk wollte dagegen erfahren haben, daß in der Wohnung auch Waffen und Munition gefunden wurden. Danach sollen auf dem Speicher ein Sender und weiter Gasflaschen sichergestellt worden sein, die zur Herstellung von Sprengkörpern verwendet werden könnten. Diese Angaben wurden von der Bundesanwaltschaft dementiert.

Die beiden unbekannten Bewohner sollen kurz vor dem Zugriff der Polizei die Wohnung fluchtartig verlassen haben. Nachdem eine Tageszeitung vom 8. Dezember gefunden wurde, schließen die Fahnder, daß die beiden noch kurze Zeit nach der Festnahme von Deilke und Hladki dort gewohnt hätten. Ihnen wäre gerade noch Zeit geblieben, das Haus zu „cleanen“. Die Sicherheitsbehörden hatten offensichtlich damit gerechnet, die beiden Personen im Alter zwischen 25 und 30 Jahren noch anzutreffen. Das Gebäude sei deshalb zunächst umzingelt und dann gestürmt worden. Zuvor war die Gruppe in der Umgebung nicht weiter aufgefallen.

Ein Zusammenhang zwischen der konspirativen Wohnung in Lasbek und dem kaum zehn Kilometer entfernten Wohnort des Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Tyll Necker, in Bad Oldesloe wurde von Sicherheitsexperten als spekulativ bezeichnet. Die bei Hladki und Deilke gefundenen Aufzeichnungen hätten jedoch die für Necker und den Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Klaus Murmann, angenommene Gefährdungslage bestätigt.

wg