Wohnungs-Deal in Tenever illegal

■ Hausverwalter Brackmann kaufte 269 öffentlich geförderte Wohnungen ohne Senatszustimmung

Gerade hatten die Teneveraner MieterInnen die Ratenzahlung der 1.000 bis 1.500 Mark hohen Rechnungen bei den Hausverwaltern Gewoba und Bergstedt durchgesetzt, da flatterte ihnen die nächste Bescherung in die Briefkästen. Die Hausverwaltungsfirma Bergstedt zog die Mietverzichtserklärungen aus den Jahren 1986 bis 1988 ( als die Wohnungen noch leerstanden und Mieter gelockt werden sollten) zurück und drückt ihren KundInnen jetzt den vollen Betrag aufs Auge. Resultat: Bergstedt-Mie

ten in Tenever steigen schon wieder um mindestens 10 Prozent, im Durchschnitt 100 bis 150 Mark pro Wohnung. Im Zuge der Forderungen des Teneveraner Bewohnertreffs nach Mietgarantien ist das ein harter Schlag. Die ohnehin finanzschwachen BewohnerInnen kommen aus dem Berappen kaum noch heraus.

Mit einer Riesendemo, der ersten im Stadtteil Tenever überhaupt, waren die BewohnerInnen der Trabantenstadt im Oktober für Mietgarantien auf die Straße gegangen. Senat und Wohnungs

verwalter sollten dafür Sorge tragen, daß die Mieten nicht weiter steigen: Die ohnehin gebeutelten BewohnerInnen waren durch die rasante Nebenkostenerhöhung bereits an den Rand des finanziell Möglichen gedrängt. Kleine Erfolge schienen sie errungen zu haben: Die Wohnungsverwaltungen hatten einer Überprüfung des Abrechnungsmodus zugestimmt, die Unterlagen zur Einsicht freigegeben und die aufgebrachten MieterInnen so wieder etwas beruhigen können.

269 Wohnungen der schmuc

ken Siedlung haben nämlich ohne Wissen der MieterInnen und des Bremer Seats dsen Besitzer gewechselt. Die Victoria -Versicherungsgruppe verkaufte die Wohneinheiten an den Immobilienhändler Brackmann. Die Pikanterie bei dem Deal: Der Senat hat den Verkuf der Wohnungen nicht abgesegnet. Wie erst kurz vor Redaktionsschluß bekannt wurde, wußte der Bausenator nichts über die Transaktion. Brackmann war bisher Wohnungsverwalter im Auftrag von Bergstedt. Der hatte sich in den Verhandlungen über Mietgarantien und mögliche Ratenzahlungen als äußerst grantig erwiesen. Nun glauben die BewohnerInnen zu wissen warum: Brackmann wolle am Kuchen des Mietwuchers dirch Wohnungsnot sein Stückchen abbekommen.

Zum Himmel stinkt nicht nur die Spekulantenmentalität, mit der hier durch klammheimliche Privatisierung öffentlich geförderter Wohnungen der große Reibach gemacht werden soll: Heftige Vorwürfe muß sich auch der Senat von den TeneveranerInnen anhören. Joachim Barloschky,

Sprecher des Bewohnertreffs hatte am Morgen noch die Senatspolitik gegeißelt: „Es ist einfach ungeheuerlich, daß der Senat angesichts der herrschenden Wohnungsnot so einen Verkauf duldet.“ Der habe nämlich, wegen der öffentlichen Förderung der Wohnungen, sein Placet für den Verkauf geben müssen.

Eine Voraussetzung für die Zustimmung des Senates ist die Garantie, daß die Mieten in Tenever sozialverträglich bleiben. Eine hohnlachende Annahme, wenn mann die Erhöhungen allein der letzten acht wochen betrachtet: Erstens die Nebenkostennachzahlungen, zweitens die Rücknahme des Mietverzichts, drittens - und das steht den MieterInnen noch bevor - die Erhöhung der Abschlagszahlungen auf die Mietnebenkosten. Im nächsten Jahr werden dann nach einem strengen Winter erneut Nachzahlungen fällig, möglicherweise zu einem Zeitpunkt, wo die jetzt fällig werdendne Ratenbeträge noch nicht einmal ganz abgestottert sind. Markus Daschne