Tschernobyl-betr.: "Strahlenopfer aus Tschernobyl", taz vom 9.12.89

betr.: „Strahlenopfer aus Tschernobyl“, taz vom 9.12.89

(...) Der Autor selbst übt sich im völlig unangebrachten Bequerel-Zählen, wenn er kostbare Zeilen verplempert für die abstrakte Auflistung der radioaktiven Belastung, statt den Leser/die Leserin Anteil nehmen zu lassen am Leiden der Menschen in Belorußland.

Wir wollten zum Ausdruck bringen, daß wir sie nicht vergessen haben und daß wir jetzt, da es endlich möglich geworden ist, Kontakt aufzunehmen, versuchen wollen zu helfen, wenn unsere Hilfe sich auch nur in sehr unzureichenden Maßnahmen wie dem Zusammentragen von Medikamenten und medizinischen Geräten äußern kann und langfristig von den großen Hilfsorganisationen aufgegriffen werden muß.

Ein im Anschluß an die - im übrigen sehr gut besuchte Veranstaltung angekündigtes Zusammentreffen derjenigen, die aktiv werden wollen bei der Unterstützung der Tschernobyl -Opfer kam unter anderem deswegen nicht zustande, weil Herr Giebel die belorussischen Gäste zu einem Interview so lange entführte, bis auch der letzte Interessierte das Warten zu später Stunde aufgegeben hatte. Dafür hätte man nun zumindest einen schlüssigeren Artikel erwarten dürfen.

Was ich im Anschluß an die Veranstaltung und nach intensiven Gesprächen mit den Gästen gesagt habe, ist folgendes:

Wir haben uns oft ein wenig geschämt, daß wir hier immerhin in der Lage waren, uns zu informieren und die Folgen für die Gesundheit unserer Kinder durch Ausweichen auf unbelastete Nahrungsmittel möglichst gering zu halten. Wir waren uns dabei bewußt, daß die Hauptbetroffenen in der Sowjetunion unter einer furchtbaren Todesdrohung leben, daß sie keine Möglichkeit hatten, dieser zu entgehen und daß wir nichts anderes tun konnten und tun können, als ihr Leiden und Sterben öffentlich zu machen und Anteil zu nehmen.

Im übrigen wünschen wir nicht diffus als Elterngruppe bezeichnet zu werden. Unser Name ist Mütter und Väter gegen atomare Bedrohung, darauf bestehen wir, auch wenn es offenbar Mühe bereitet, ein paar Buchstaben mehr zu schreiben.

Der Artikel diffamiert die ehrlichen Anstrengungen der Betroffenen und Beteiligten, die furchtbaren Folgen von Tschernobyl öffentlich zu machen und sie mit vereinten Kräften zu mildern. (...)

Bis jetzt beteiligten sich an der Unterstützung der belorussischen Bürgerinitiativen: Aktion Sühnezeichen, Ev. Studentengemeinde an der FU, Friedensinitiative Zehlendorf, Mittwochsaktion, Mütter und Väter gegen atomare Bedrohung, Patmos-Gemeinde.

Spenden an die Patmos-Gemeinde, Stichwort „Tschernobyl“, Postgiro Berlin, Konto-Nr. 8096-103. Kontakt: 602 14 43.

Bettina Gierke für die Mütter und Väter gegen atomare Bedrohung e.V., Berlin 47