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„Darf ich ihn in die Donau werfen?“

■ PEEPSHOW: Projekt Studententheater spielt Tabori / Ein Drama vom Kind im Mann

Ich werde immer da sein, wenn du mich brauchst. Ich werde dich füttern und kleiden. Ich werde dich schützen gegen den streng-blauen Blick deines Vaters. Ich werde mich mit all deinen widerlichen Weibern abfinden, ich werde mit unerschütterlicher Bewunderung all deine verlogenen Fabeln lesen ... Ich werde kein Wort der Klage äußern, wenn du dich nimmer kümmerst, wo meine Asche zerstreut wird, ich werde dir soviel Sehnsucht vermachen, daß du für immer und ewig in jedem Luder nur mich suchst. So spricht die Mutter. „Darf ich ihn in die Donau werfen?“ Das ist der Vater, kurz nach der Geburt von Willie. Und Willie? „Dich zu ficken ist wie die Verfassung zu ficken.“ So spricht Willie zu seiner Frau.

Das Stück heißt „Peep Show“, der Autor ist Tabori, und Tabori

ist Willie, der ewig nicht zu Ende geborene Sohn, das Spiel geht um den Versuch, Erwachsen zu werden zwischen Geburt und Tod, also das Scheitern des Versuchs, die SchauspielerInnen sind StudentInnen der Uni Bremen. Was derzeit mitternächtens im schwarzen Bauch der Uni passiert, ist die jüngste Produktion des Projekts Studententheater, das von Jörg Holkenbrink (Regisseur, Lehrbeauftragter) geleitet wird. Nach zwei Workshops und einer zweimonatigen Probezeit geht es um Taboris stark autobiographisch gefärbte „Peepshow“, das Drama lebenslanger Pubertät und narzistischer Impotenz.

Zuschauer-Warm-Up 1): Der Regisseur teilt mit, die siebte Szene müsse vorgelesen werden, da eine Darstellerin wegen zu

starker Rollenidentifikation ausfalle. Zuschauer-Warm-Up 2): Vor schwarzem Vorhang präsentieren sich die SchauspielerInnen, um dann die soeben gemütlich sitzenden ZuschauerInnen (max. 30) wieder aufzuscheuchen in den eigentlichen Theaterraum, die Peepshow. Von drei Seiten her sitzt man um ein schwarz bespanntes Podest, in dessen Mitte ein rosiges Loch ausgespart ist. Die Außenwelt vertreten umhergestreute Zeitungen. An der vierten Seite sitzen die Spieler, abwechselnd Kind, Mutter, Vater, Amme, Frau. Und dann wird aus dem Mutterleib ins Leben geworfen, von der Amme handgreiflich aufgeklärt, Sohnemann vom Alten niedergemacht, ein Phallus aus Teig angebissen, ein totes Baby verschenkt, der Geist des Vaters kehrt zurück. Eben alle

Schrecknisse des ödipalen Komplexes. Bis zur (rezitierten) Szene der gegenseitigen Spiegelung von Mutter und Sohn mit Fick und Tod im Mutterschoß.

Holkenbrinks Theater ist streng, dicht, konzentriert. Mit einer starken Truppe. Man spürt, daß den SchauspielerInnen die Rollen nicht äußerlich anhaften. Hier droht dann auch die Gefahr (s.7.Szene), daß von „Spiel“ keine Rede mehr sein kann. Daß trotz des Ausfalls die Aufführung so sicher zustande kam, verdankt sich sicher der Disziplin der Truppe. Daher erklärt sich vielleicht auch, daß der schwarze Taborihumor mit seinem Halssteckgelächter nur so schwach entwickelt war. Trauer und Ernst überwogen, was angesichts des Themas verständlich, aber nicht notwendig ist. Bu

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