Die Fazendeiros mieten sich Milizen

In Brasiliens Hinterland herrschen Privatarmeen / Kirche prangert „Sklavenarbeit“ an / Justiz und Polizei decken Pistoleiros / Präsident Sarney versprach 1,4 Millionen Familien Land, doch nur 43.000 wurde eine Parzelle zugeteilt / Die radikale „Bewegung der Landlosen“ organisiert Tausende von Landbesetzungen  ■  Aus Belem Thomas Schmid

Jose Pereira Ferreira lebt irgendwo versteckt im Häusermeer der Millionenstadt Belem, der Metropole des brasilianischen Nordens im Mündungsdelta des Amazonas. Der junge Mann ist abgetaucht. Nicht, daß er ein Verbrechen begangen hätte, ganz im Gegenteil, er ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Aber wenn das Recht auf der Seite derer steht, die das Recht mit Füßen treten, ist der Untergrund sicherer, zumal wenn die Täter unbehelligt auf freiem Fuß leben. Nicht einmal hier in Belem aber traut sich Jose auf die Straße. Auch die Anonymität der Großstadt schützt ihn nicht. Wo er erscheint, fällt er eben auf: Seine beiden Gesichtshälften passen nicht zusammen. Die linke ist intakt - kräftige, markige Züge, denen man das harte Leben auf dem Land ansieht, die rechte ist zur Unkenntlichkeit entstellt. Der Schuß ist hinter dem Ohr eingedrungen. Knapp unter dem Auge eine große blaue Geschwulst. Irgendwo dazwischen stecken immer noch zwei große Schrotkugeln.

Der Fall Jose Pereira Ferreira

Bis vor kurzem lebte Jose bei seiner Mutter in Rio Maria, einem kleinen Städtchen am Rand des Urwalds, etwa 800 Kilometer von Belem entfernt, im Süden des Bundesstaates Para. Am 5. September, seinem 17. Geburtstag, macht er sich wieder mal auf, um das bescheidene Familieneinkommen aufzubessern. Mit dem Bus fährt er ins 40 Kilometer entfernte Xinguara, wo er im Hotel Pires absteigt. Das Gasthaus ist unter den arbeitssuchenden Holzfällern bekannt. Hier beziehen sie Quartier, bis ein Gato (Kater) aufkreuzt, ein Arbeitsvermittler im Dienst irgendeines Fazendeiro.

Jose hat Glück. Schon am 6. September taucht Chico Gato auf, weithin bekannt wegen seines hinkenden Ganges, und heuert gleich 16 Männer an. Die meisten von ihnen kommen aus dem Nordosten, dem Armenhaus Brasiliens. Einige sind von ihrem Land vertrieben worden, andere sind in den Westen gezogen, um in einem Garimpo zu arbeiten, Gold zu schürfen, und auf dem Weg ins El Dorado schließlich verarmt. Einer, 23 Jahre alt, kommt aus dem Süden Brasiliens, aus dem Bundesstaat Parana, und so nennen sie ihn alle eben nur Paranaa. Die Hotelrechnung begleicht Chico Gato, und die 16, die nun schon in seiner Schuld stehen, werden auf der Ladefläche eines Lasters zur Fazenda Espirito Santo gefahren, die Bene Mutran gehört, einem der bekanntesten Großgrundbesitzer Paras, der selbst in Belem lebt, der Hauptstadt des Bundesstaates. Die Geschäfte vor Ort erledigt sein Verwalter, ein Mann namens Arthur Benedicto Cortes Machado.

Fünf Tage lang fällt Jose wie etwa 60 weitere Männer auf der Fazenda Bäume, rodet Urwald. Dann erfährt er, daß hier keiner bezahlt wird. Wer meckert, bezieht Prügel, heißt es, und den wenigen, die abhauen wollten, seien die Augen ausgestochen worden. Auch Tote habe es bereits gegeben. Jose und Parana beschließen, diesen Ort des Schreckens zu verlassen. Sie verabreden sich zur Flucht, und am 13. September, nachts um drei Uhr, schlagen sie sich durch den Dschungel, der die Fazenda umgibt. Als sie 16 Stunden später, um sieben Uhr abends, auf eine Landstraße stoßen, dauert es nicht lange, bis ein offener Lieferwagen vorfährt. Vier Pistoleiros steigen aus. „Einer von ihnen, Carlos, ziemlich groß, schwarz, etwa 30 Jahre alt, erschoß Parana, ohne auch nur eine Frage zu stellen, und hieß mich losrennen“, erinnert sich Jose, „dann ein weiterer Schuß, ich fiel hin und stellte mich tot.“

Der Schwerverletzte wird zu Parana auf die Ladefläche geworfen und mit diesem zusammen in eine Plastikplane eingewickelt. Nach etwa einer Stunde Fahrt werden die beiden abgeladen - just vor dem Eingang der Fazenda Brasil Verde des steinreichen Roque Quagliato, mit dem der Besitzer der Espirito Santo offenbar über Kreuz ist. Als die Pistoleiros bereits in sicherer Entfernung sind, befreit sich Jose aus der Plastikhülle, läßt seinen toten Kameraden zurück und begibt sich in die Fazenda, wo er alsbald Leute findet, die ihn nach Xinguara fahren. Vier Tage lang wird er auf der Krankenstation behandelt, dann zieht er wieder zur Mutter nach Rio Maria. Doch da die örtliche Polizei auf eine Anzeige hin nichts unternimmt, nicht einmal die Fazenda durchsucht, und bei der Familie bald obskure Drohungen ankommen, verlassen Mutter und Sohn auf Anraten von Padre Ricardo die Gegend und suchen in Belem Unterschlupf. Kurz zuvor hatte ein sozialistischer Abgeordneter die Bundespolizei eingeschaltet, die die Fazenda Espirito Santo umstellte, und 60 Sklavenarbeiter befreite. Festgenommen wurde niemand, weder der Fazendeiro in Belem noch sein Verwalter auf dem Gut. Die Pistoleiros sind flüchtig, und die Leiche Paranas ist bis heute verschwunden.

Ein Pater bilanziert

Ungewöhnlich ist der Fall Jose Pereira Ferreira nur insofern, als hier einer quasi versehentlich überlebte. Mord und sogenannte Sklavenarbeit (trabalho escravo) hingegen sind im Süden von Para Teil der Normalität. Padre Ricardo Rezende, der 13 Jahre lang in der „Kommission für ländliche Seelsorge“ (CPT) der Diözese Concei?ao do Araguaia gearbeitet hat und seit einigen Monaten pausiert, hat Jahr für Jahr die Repression bilanziert. Sie füllt im CPT-Büro des Urwaldstädtchens eine ganze Wand. Der schmächtige Mann hat sich jahrelang die Beschwerden der Landarbeiter und Bauern angehört, hat selbst nachgeforscht, Mörder angezeigt, Anwälte mobilisiert und die Kooperation von Fazendeiros, Militärpolizei und Justiz aufgedeckt. Allein von 1986 bis 1988 registrierte er 148 Tote bei Landkonflikten. Die Dunkelziffer ist vermutlich hoch. In seiner Diözese, die nur sieben Gemeinden umfaßt, darunter auch Rio Maria und Xinguara, aber etwa so groß ist wie die Schweiz, kam es im vergangenen Jahr zu 34 Landkonflikten, bei denen über 2.000 Familien um knapp 175.000 Hektar Land kämpften. Viele dieser Familien sind unter der Militärdiktatur aus dem Nordosten des Landes hergezogen, ermutigt durch die massive Umsiedlungskampagne der Generäle, die die Politik des Landes von 1964 bis 1985 diktierten und die Erschließung des Amazonas-Beckens forcierten. Nach Jahren prekären Überlebens haben sie sich nun irgendwo auf einem Stück Land niedergelassen oder ein bißchen Urwald gerodet, um Bohnen oder Maniok zu pflanzen. In der Regel werden sie früher oder später vertrieben, oft aber kehren sie bald wieder zurück. Die Fazendas sind riesig, und wer will sie auch rund um die Uhr bewachen? Gefahr droht vor allem von den Pistoleiros. „Du findest hier keinen Großgrundbesitzer, der nicht sein bewaffnete Truppe hätte“, versichert Padre Ricardo, „aber einige Bauern haben nun auch begonnen, sich zu wehren.“ Sie haben ihre vigilantes aufgestellt - bewaffnete Wachposten, die auf den versteckten Pfaden, die zu ihren wilden Siedlungen mitten im Urwald führen, unliebsame Passanten aufhalten. Falls sie das Land bereits seit einem Jahr und einem Tag bearbeiten, haben die Landbesetzer auch das bürgerliche Gesetzbuch auf ihrer Seite: Dann dürfen sie nicht mehr von dem Land vertrieben werden, bevor sämtliche Gerichtsverfahren abgeschlossen sind. Artikel 502 gibt ihnen sogar die Möglichkeit, ihr Land mit Gewalt zu verteidigen, falls jemand ihnen unmittelbar das Bleiberecht bis zur endgültigen juristischen Klärung bestreitet.

Sklavenarbeit

Im Süden von Para herrscht latenter Kriegszustand. Privatunternehmen werben dem Staat die schlecht bezahlten Polizisten ab, um Privatmilizen aufzustellen. Diese errichten nach Belieben Straßensperren, um Buspassagiere zu kontrollieren. Im Bedarfsfall werden die Privatmilizen auch an die Fazendeiros ausgeliehen. Die Justiz wird notfalls bestochen, und die Militärpolizei ist ohnehin auf der Seite der Großgrundbesitzer. Daß sie aufmüpfige Landarbeiter und Kleinbauern foltert, ihre Häuser abbrennt und ihre Ernten vernichtet, ist in einem Bericht, den „amnesty international“ Ende Oktober der Regierung in Brasilia vorlegte, ausführlich belegt. Doch statt den Beschuldigungen nachzugehen oder das wenigstens zu versprechen, bezeichnete Justizminister Saulo Ramos die Menschenrechtsorganisation kurzum als eine Bande von Demagogen, die immerzu nur Feste feiere und Geld für Reisen ausgebe, um sich in die inneren Probleme verschiedener Länder einzumischen.

Auf der Seite der Landarbeiter stehen nur eine schwache Gewerkschaft und eine engagierte Kirche, die längst selbst ins Visier der Pistoleiros geraten ist. Auch Padre Ricardo hat schon Dutzende von Todesdrohungen erhalten. Seit langem geht er in diesem nur scheinbar der tropischen Trägheit verfallenen Städtchen nachts nicht mehr allein auf die Straße. „Wer Wind sät, wird Sturm ernten“, hatte der Großgrundbesitzerverband vor drei Jahren den Mord an Pater Josimo Moraes kommentiert, dessen Nachfolge als regionaler Koordinator der Landseelsorge Ricardo dann antrat. „Josimo Moraes hat sein Schicksal selbst herbeigeführt“, gab der Generalstaatsanwalt damals zu Protokoll, „er hatte Feinde wegen seiner Einstellung, seiner Aktivitäten und Beschwerden, und nicht jeder mochte ihn. Niemand bezweifelt die Billigkeit oder Gültigkeit der Grundsätze, die sein etwas unverschämtes - Verhalten leiteten. Aber es ist klar, daß er Feinde hatte. Also hätte er vorsichtig sein sollen, insbesondere nach dem Anschlag auf sein Leben.“ Nach dem ersten - mißglückten - Attentat auf Padre Josimo (einen Monat vor seiner Ermordung) konnte der örtliche Polizeichef nach eigener Aussage wegen „politischer Rücksichten“ nicht eingreifen.

Als letztes Land der Welt hat Brasilien die Sklaverei 1888 abgeschafft - offiziell wenigstens. Faktisch besteht sie im Einzelfall weiterhin - in vielen Einzelfällen. Allein in seiner Diözese hat Padre Ricardo 24 Fazendas wegen Sklavenarbeit angezeigt. Er schreibt das Wort ohne Anführungsstriche. In der Regel heuern Arbeitsvermittler, oft im fernen Nordosten Brasiliens, Landarbeiter an und schießen ihnen das Geld für die Anreise vor. Eine Leistung, die später wie die Kosten für Verpflegung und Unterkunft mit dem Arbeitslohn verrechnet wird. Doch da der Großgrundbesitzer sowohl den Preis der Lebensmittel wie den Preis der Arbeitskraft festsetzt, haben die Landarbeiter in der Regel das Nachsehen. Sie verschulden sich zwangsläufig, und solange sie beim Fazendeiro in der Kreide stehen, können sie die Fazenda nicht verlassen. Parana ist nur eines und nur vorläufig das letzte von vielen Opfern. Mindestens 42 Sklaven sind nach Angaben der CPT allein im Süden von Para in diesem Jahrzehnt auf der Flucht erschossen worden. Als Beamte der Bundespolizei vor drei Jahren Berichten über Sklavenarbeit in Xinguara nachgingen, entdeckten sie in einer Fazenda ein Gefäß, in dem Ohren aufbewahrt lagen. Der Verwalter pflegte offenbar seine Pistoleiros erst auszuzahlen, wenn sie einen Beweis der vollbrachten Tat vorlegten.

Eine von den 24 Sklavenhalter-Fazendas auf des Paters schwarzer Liste gehörte bis vor zwei Jahren VW do Brasil. Als die Generale nach ihrem Putsch 1964 Amazonien mit seinen immensen Bodenschätzen dem nationalen Markt erschließen wollten, förderten sie die Landnahme durch Großkonzerne. Auch der Käferproduzent schlug zu. Er kaufte zu 90 Prozent steuerabzugsfähig - 139.000 Hektar Land. „Allein 1983 gelang es uns, 800 Arbeiter aus der VW-Fazenda Vale de Rio Cristalina herauszuholen, die dort als Sklaven gehalten wurden“, berichtet Padre Ricardo. Aufgrund der Proteste gegen die Sklavenarbeit auf seiner Fazenda verschacherte der Konzern 1987 sein Land an ein japanisches Konsortium. „Die Sklaven erhielten eine Abfindung und wurden frei“, berichtet der Pater, „damit war auch jedem juristischen Prozeß gegen VW do Brasil die Grundlage entzogen.“

Eine sinnvolle Sparmaßnahme

Große ausländische und inländische Kapitalgruppen kauften in den vergangenen zwei Jahrzehnten riesige Ländereien auf mitunter ist eine einzige Fazenda so groß wie das Land Hessen. Oft handelte es sich um reine Spekulationsgeschäfte. Mit der Erschließung Amazoniens stieg der Bodenpreis. Und so ganz nebenbei sahnten die Landeigner staatliche Subventionen zur Förderung der Agrarwirtschaft ab, um die Gelder dann auf dem Immobilienmarkt oder in Finanzgeschäften zu investieren. Auf der anderen Seite wanderten in den selben zwei Jahrzehnten auch Tausende und Abertausende von Landarbeitern - oft angelockt durch staatliche Kampagnen - in den noch kaum erschlossenen Westen, in der Hoffung, hier eine neue Existenz aufbauen zu können. Wer ein Jahr und einen Tag Land besiedelt, darf nicht mehr ohne weiteres vertrieben werden, und wer ein Landstück fünf Jahre lang unangefochten bewirtschaftet, hat sogar Anspruch auf den Eigentumstitel. Doch die wenigsten Bauern haben sich die notwendigen Unterlagen besorgt, um ihre Rechte auch später vor Gericht durchsetzen zu können. Der Weg zur Hauptstadt ist weit und teuer. Einen Anwalt können sich die wenigsten leisten. Wer andererseits Geld und Kontakte hat, beschafft sich auch Besitztitel, ohne ein Anrecht darauf zu haben. Oft liegen Landkonflikten und Besetzungen von Ländereien ungeklärte Eigentumsverhältnisse und umstrittene Besitzrechte zugrunde.

Die Auseinandersetzungen auf dem Land nahmen zu, nachdem Präsident Sarney nach seinem Regierungsantritt 1985 die Zuteilung von Land an 1,4 Millionen Familien während seiner Regierungszeit versprach. Nun, wo diese zu Ende geht, haben gerade 43.000 Familien eine Parzelle erhalten.

Die Enttäuschung auf dem Land ist groß und überall spürbar. Das von Sarney vor vier Jahren unterzeichnete Projekt einer Agrarreform wurde durch die Verfassung von 1988 der Geschichte überantwortet. Das Grundgesetz sieht zwar die mögliche Enteignung von Großgrundbesitz vor, „produktives Land“ wurde jedoch von dieser Regelung ausdrücklich ausgenommen. Als „produktiv“ gelten bereits Grundstücke, auf denen ein paar Rinder weiden, die der Fazendeiro im Konfliktfall eben dorthin beordert, oder auf denen Bäume wachsen, die zur wirtschaftlichen Nutzung abgeholzt werden könnten. Daß die konservative Regierung im Januar 1989 das Agrarreformministerium, dem in vier Jahren fünf Ressortchefs vorstanden, ersatzlos auflöste, war wohl eine der vernünftigsten Entscheidungen Sarneys. Angesichts seines Mangels an politischem Willen, die Machtverhältnisse auf dem Land tatsächlich aufzubrechen, war es auf jeden Fall eine sinnvolle Sparmaßnahme.

Im Angebot: Privatarmeen

Zwar leben nur noch 27 von 100 Brasilianern auf dem Land. Und prozentual werden es immer weniger. Doch in absoluten Zahlen steigt die Landbevölkerung weiterhin an. Eine Verschärfung der Landkonflikte ist somit vorgezeichnet. Immer mehr der zwölf Millionen Landlosen erwarten immer weniger von den Politikern. Bereits Zehntausende von Familien haben sich landesweit im „Movimento Sem Terra“, der „Bewegung der Landlosen“, organisiert und nehmen sich, was sie brauchen: Land. Die Devise der Organisation, die bereits 1980 entstand, aber erst in den letzten Jahren zu einer Massenbewegung anwuchs: „Besetzen, Widerstand leisten, produzieren.“

Doch längst hat sich auch die andere Seite organisiert. Zwei Monate nachdem Präsident Sarney seine Agrarreformpläne herausposaunte, gründete sich 1985 die „Demokratische Landunion“ (UDR). Sie gibt sich als Partei aus, ist im wesentlichen aber ein Verband von Großgrundbesitzern, dem sich allerdings auch viele konservative Kleinbauern angeschlossen haben. Angeführt wird die UDR vom 39jährigen Arzt und Viehzüchter Ronaldo Caiado, der bei den Präsidentschaftswahlen im ersten Urnengang am 15. November gerade etwa ein Prozent der Stimmen erhalten hat.

Doch die Stärke der UDR liegt woanders: Schon kurz nach ihrer Gründung versteigerte sie anderthalbtausend Ochsen, um aufzurüsten, wie sie freimütig eingestand. Man habe nun 70.000 Mann unter Waffen, verkündete jüngst ein hoher UDR -Funktionär. Das dürfte nicht einmal übertrieben sein. In Goias, Hauptstadt des Bundesstaates Goiania und Heimatstadt von Ronaldo Caiado, gibt es eine Firma namens „Solu?ao“, „Lösung“. Sie wurde vom früheren Polizeiminister gegründet und leiht geschlossene Einheiten von Pistoleiros an Großgrundbesitzer aus. Die Killerbanden würden oft von Offizieren des Heeres und der Militärpolizei angeführt, versichert Padre Ricardo. „Wir haben eine Gewalt, die ungestraft ausgeübt wird und um ihre Straffreiheit weiß. Aber warum ist diese Gewalt straffrei? Warum wird so ein Pistoleiro nicht festgenommen? Warum werden die Morde nicht aufgeklärt? Warum werden die Waffen nicht beschlagnahmt?“ Die Fragen hat er schon vielen gestellt, den Politikern in Brasilia, den Richtern in Belem und den wenigen Journalisten, die ihn in seinem heißen Tropenstädtchen hie und da aufsuchen. Doch wie lange wird er sie noch stellen können?