Mehr Fifties als Sixties

■ Eine Party mit Ingo Müller-Doormann im Modernes

Ingo Müller-Doormann, der auch die NDW-Party lanciert, hatte volles Haus für seine Oldies der 50er und 60er Jahre am Freitagabend im Modernes. Die Besucher waren aufgefordert, sich entsprechend zu kleiden. Die das dann auch fast alle taten, waren zu 95 % Jugendliche. So gut wie kein Alt -Rock'n'Roller in Sicht, die man doch gerade hier erwarten würde.

Die 50er Jahre überwogen die 60er bei weitem; ein Gewoge von Petticoats, Tüpfelkleidern und Schmalzlocken. Woran mag das liegen? Vielleicht bloß daran, daß es schwieriger ist, sich über Nacht einen Pilzkopf wachsen zu lassen als etwas Pomade ins Haar zu schmieren. Und eine B-52-Frisur wäre auch verdammt aufwendig. Außerdem leben ja die Psychobillies und die altbackenen Teds mitten unter uns.

Und so richteten sich meine Blicke auf die wenigen Ausnahmen: den einsamen Mod, der unter seinem Parka sicher sehr schwitzte - aber der Stil muß gewahrt sein; ein anscheinend vom Opernball herverirrtes Paar; eine Frau im weiten Rosenkleid und mit großem Kreuz um den Hals, die vielleicht die Tex-Mex-Szene

vertrat; einige Existenzia listenjünger; aus dem Film Blow up enthüpfte Gestalten; ExzentrikerInnen des „Swinging London“.

Bei der Musik schienen dagegen eher die 60er zu überwiegen: ein Glück für mich. Aber beeinträchtigt durch die üblich schlechte Akustik im Modernes. Und was sollten eigentlich die nichtssagenden Fetzen aus alten Filmen, die zwischendrin gezeigt wurden? Klemens Alf