Vorlauf: Zeitreisende

■ Flucht in die Zukunft

Flucht in die Zukunft, 22.25 Uhr, 3sat. Der sozial-utopische Roman Die Zeitmaschine des britischen Autors Herbert George Wells ist verschiedentlich verfilmt worden und hat zahlreiche Drehbuchautoren zu Variationen des Themas Zeitreise inspiriert. Der 1866 geborene Wells war Naturwissenschaftler und Journalist, und er engagierte sich als radikaler Pazifist sehr stark unter anderem in der Fabian Society, eine 1883 gegründete Organisation, die neben anderen als Vorgängerin der heutigen Labour Party gilt.

In dem Film „Flucht in die Zukunft“ aus dem Jahre 1979 läßt der Autor und Regisseur Nicholas Meyer einen H.G.Wells auftreten, der mit dem historischen Vorbild nicht allzuviel gemein hat. 1893 (also zwei Jahre vor dem Bestsellererfolg des Romans Die Zeitmaschine, mit dem Wells bekannt wurde) ist die Londoner Wohnung des Erfinders und Schriftstellers Treffpunkt eines Clübchens viktorianischer Gentlemen. Unter ihnen befindet sich ein Dr. John Stevenson (David Warner), der, so stellt sich später heraus, von Scotland Yard verdächtigt wird, mit dem gefürchteten Prostituiertenmörder „Jack The Ripper“ identisch zu sein. Als wieder eine Frauenleiche gefunden wird und die Verfolger näherrücken, flüchtet Stevenson mit Wells Zeitmaschine in die Zukunft, genauer in das San Francisco des Jahres 1979. Hier treibt er weiterhin sein Unwesen. Wells (Malcolm McDowell) verfolgt ihn durch die Zeit, vermag jedoch nicht zu verhindern, daß der Mörder neue Opfer findet. Erst mit Hilfe einer weiteren Erfindung, des „Auflösungsegalisators“, kann Wells den Täter unschädlich machen und in eine Dimension jenseits von Raum und Zeit verfrachten. Gemeinsam mit der geliebten Amy (Mary Steenburgen) kehrt er in seine Zeit zurück.

„Flucht in die Zukunft“ ist eine bunte Mischung ganz unterschiedlicher Genres und Kinomythen. Die Science Fiction trifft auf den Thriller, die Lovestory auf Fantasymotive, der Mythos „Jack The Ripper“ auf den des Zeitreisenden. Viktorianische Dekors kontrastieren mit dem modernen Weichbild der Stadt San Francisco. Leider versteckt das ZDF die atemberaubende Jagd durch die Zeit etwas abseits im Programm des Kabelkanals 3sat - der Film hätte ein breiteres Publikum verdient.

Harald Keller