VS spekuliert über die RAF

■ Von vier Festgenommenen bleibt ein 33 Jahre alter Mann in Haft Verfassungsschützer sinniert über neues RAF-Basislager in Schleswig-Holstein

Berlin (taz) - Drei von vier am Donnerstag abend in Hamburg -Billstedt bei einer Fahndung nach Mitgliedern der RAF Festgenommenen mußte die Polizei am Freitag wieder freilassen. Gegen den vierten Beschuldigten wurde auf Antrag von Generalbundesanwalt Rebmann Haftbefehl wegen des Verdachts der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung erlassen.

Der 33jährige soll zwei unbekannten Personen bei der Flucht sowie der Beseitigung von Spuren in der von der Polizei letzte Woche gestürmten Bauernkate im schleswig -holsteinischen Lasbek geholfen haben. Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, daß das Paar das Haus aufgrund der Festnahme von Ute Hladki und Frank Deilke im benachbarten Tönning in großer Eile verlassen hat.

Unterdessen hat der Chef des schleswig-holsteinischen Verfassungsschutzes Wulf Jöhnk den Norden der Republik als neues Basislager der RAF-Kommandoebene ausgemacht. Die Auswertung der in der von Deilke und Hladki angemieteten Ferienwohnung aufgefundenen Gegenstände lasse „eindeutig auf geplante Aktionen in Norddeutschland schließen“, sagte Jöhnk gegenüber der 'Welt‘. Als Zielpersonen habe die RAF „ganz klar bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens“ ausgewählt, von denen mehrere in der Region beheimatet seien.

Zur Untermauerung seiner These meinte Jöhnk, Frank Deilke und Ute Hladki seien zwar bisher der „zweiten Ebene der RAF -Terrorszene“ zugeordnet worden. Sie hätten jedoch möglicherweise in Schleswig-Holstein „ihr Lehrstück liefern sollen, um dann in die Kommandoebene aufgenommen zu werden“.

Tief beeindruckt zeigte sich der Verfassungsschützer von der logistischen Ausstattung der mutmaßlichen RAF -Mitglieder. Es gebe „sehr zu denken“, daß Deilke und Hladki über die gleichen hochmodernen und leistungsfähigen Funkgeräte der US-Marke „Motorolla“ verfügten, die auch von den bundesdeutschen Sicherheitsbehörden benutzt würden.

gero