Bombenhandel mit Irak

■ Deutsches Unternehmen soll Maschinen zur Urananreicherung geliefert haben / Ex-Mitarbeiter von MAN als Drahtzieher / Deutsches Atom-Know-how mitgeliefert

Berlin (taz) - Bundeskriminalamt und Bundesnachrichtendienst sind offenbar einem neuen, spektakulären Fall illegalen Atomexports auf der Spur. Eine Maschinenfabrik in Drehsteinfurt bei Münster soll in den vergangenen beiden Jahren Maschinen zur Produktion sogenannter Gasultrazentrifugen in den Irak geliefert haben. Die Zentrifugen bilden das Kernstück von Anlagen zur Hochanreicherung des Bombenstoffs Uran 235.

Das Atomgeschäft, über das der 'Spiegel‘ in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, könnte alle bisher bekanntgewordenen illegalen Exporte von Nuklearausrüstungen ins Ausland in den Schatten stellen. Neben der Lieferung von Hardware der Firma H&H Metallform sollen an dem Geschäft beteiligte bundesdeutsche Atomspezialisten dem Irak auch mit ihrem Know-how zu Diensten gewesen sein. Drahtzieher des Geschäfts soll der 77jährige Walter Busse sein, ehemals Abteilungsleiter der MAN Technologie GmbH in München. Busse habe „im Laufe vieler Jahre ein dichtes Beziehungsgeflecht zwischen Atombombenbauern im Irak und Brasilien einerseits und deutschen Lieferanten andererseits geknüpft“. Ohne Wissen seines Ex-Arbeitgebers soll der 77jährige auch einen noch heute bei der MAN Technologie GmbH angestellten Experten für Rotortechnik bei seinen Freunden im Irak eingeführt haben. Der habe Busse bei seinen Visiten in den Nahen Osten begleitet und werde vor Ort, im irakischen Atomforschungszentrum von Tuweitha, „dringend benötigt“. Die MAN Technologie GmbH baute laut 'Spiegel‘ 1979 auf dem Gelände der deutschen Urananreicherungsanlage in Gronau ein Montagewerk für Zentrifugen. Busse hat laut 'Spiegel‘ auch den Kontakt zwischen den Irakern und der Firma H&H Metallform vermittelt. Die Münsterländer Firma soll bereits in den letzten Jahren des Golfkrieges in großem Maßstab Raketenkörper an den Irak geliefert und damit den Firmenumsatz innerhalb von fünf Jahren mehr als verzehnfacht haben.

Die Fahnder von BKA und BND, die den Fall in die höchste Geheimhaltungsstufe eingestuft haben, ermitteln gegenwärtig, ob die Iraker sich nicht längst heimlich in das Unternehmen im Münsterland eingekauft haben. H&H Metallform bestreitet das. Angeblich liegt den Ermittlern jedoch ein Telex von H&H an irakische Unterhändler vor, das in irakischer Handschrift der erfreuliche Hinweis ziert: „Eine Firma, die man kaufen kann.“

gero