ARD-Satire auf der Kippe

■ Mathias Richling macht vorerst weiter / Endgültige Entscheidung im Januar

Die spätabendliche ARD-Satiresendung Jetzt schlägt's Richling wird vorerst nicht abgesetzt. In einer Schaltkonferenz am Dienstag entschieden sich die ARD -Programmdirektoren dafür, das einmal wöchentlich mittwochs um 23 Uhr ausgestrahlte Satire-Programm auch im Januar weiterzuführen. Über das endgültige Schicksal der Nachtmützensatire des Kabarettisten Mathias Richling wird in einer Programmkonferenz am 15.Januar entschieden. Erwogen wird, die Sendung abwechselnd von verschiedenen Satirikern machen zu lassen.

Die fünfminütige Kurzsatire, die hyperaktuell die Ereignisse der Woche veralbert, war vor kurzem unter Beschuß der konservativen Programmoberen geraten. Die NDR -Chefredakteurin Ulrike Wolf (CDU) hatte die Präsentation der vom Süddeutschen Rundfunk ausgestrahlten Sendung kritisiert. Daß Richling von einem zerwühlten Bett aus das Zeitgeschehen verreiße, sei „geschmacklos“. Auch Tugend -Ultra Edmund Stoiber (CSU-Rundfunkrat beim Bayerischen Rundfunk) störte sich an einer Richling-Attacke auf die Aids -Politik des Papstes, der Kondome weiterhin verbietet. In der Sendung hatte Richling gar Gummis angeknabbert (!). Stoiber: „Beschimpfung von Papst und Kirche, Beleidigung der religiösen Gefühle der Gläubigen.“ Wie der Süddeutsche Rundfunk mitteilte, sei die Akzeptanz von Jetzt schlägt's Richling bei den Zuschauern „unstrittig“. Sie erreiche trotz der späten Stunde eine Spitzenquote von bis zu 18 Prozent. Die Sendung sei inzwischen von Fernsehkritikern für den Grimme-Preis vorgeschlagen worden. Richling selbst nahm den Aufschub gegenüber der taz mit Gelassenheit: „Anscheinend wollen die mich jetzt monatsweise genehmigen.“ Er betonte aber auch, daß ein Sendekonzept mit mehreren Satirikern abwechselnd für ihn nicht in Frage komme.

Hans-Hermann Kotte