Eingeschränkt-betr.: Leserbrief von Michael Hagedorn zur El-Salvador-Demonstration in Frankfurt, taz vom 11.12.89

betr.: Leserbrief von Michael Hagedorn zur El-Salvador -Demonstration in Frankfurt,

taz vom 11.12.89

Es gibt sicherlich einige DemonstrantInnen, die ihre Wichtigkeit darin erlangen, daß sie mit PolizistInnen raufen, um sich verfolgt fühlen zu können. Es gibt aber auch andere wie Dich, die zwar Kritik an diesem Staat üben, aber um himmelswillen die Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung dieses Landes nicht stören wollen. Wer den Satz ruft: „Deutsche Waffen, deutsches Geld morden mit in aller Welt“, muß sich auf Auseinandersetzungen gefaßt machen, auch darauf, daß die Angegriffenen versuchen, grundlegende Freiheitsrechte einzuschränken.

Ich sehe unser Recht auf Versammlungsfreiheit eingeschränkt, wenn ein kriegerisches Polizeiaufgebot die Demonstration wie einen Gefangenentransport begleitet und jede/r ZuschauerIn den Eindruck haben muß, ein Haufen ChaotInnen tobt nur mühsam gebändigt durch die Straßen. Wer nimmt da noch die Parolen der TeilnehmerInnen Ernst? Es geht nicht um ein, zwei Spuren auf der Straße, es geht um unser Demonstrationsrecht.

Parolen wie die von Dir zitierten zur Ermordung von Herrhausen wurden nicht von der Mehrzahl der Demo -TeilnehmerInnen gerufen. Aber muß sich die Demoleitung, müssen wir uns von solchen Sprüchen distanzieren, um uns wieder Lieb-Kind bei der Staatsmacht zu machen? Ich denke, es reicht, die eigene Meinung zu äußern.

Ulrike Bleistein, Heidelberg