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DDR-Visiten ohne Ende: Mitterrand in Leipzig

■ Frankreich will deutscher Einheit nicht im Wege stehen

Leipzig (afp/ap) - Die Francophonie wird nun auch in Leipzig einziehen. Im völlig überfüllten Hörsaal 19 der Karl-Marx -Universität versprach Präsident Fran?ois Mitterrand am zweiten Tag seines Besuchs in der DDR den versammelten StudentInnen ein französisches Kulturzentrum. Der Hoffnung des Publikums auf baldige Visumsfreiheit setzte er jedoch vorerst einen Dämpfer auf. Baldige Verhandlungen befürwortete er zwar, fügte aber hinzu, Frankreich könne kein „Einwanderungsland“ werden. Mitterrand stellte lediglich in Aussicht, sich für die schnelle Abschaffung der Gebühr von 70 DM für DDR-Bürger bei der Einreise nach Frankreich für Jugendliche und Studenten einzusetzen.

Zur deutschen Frage wiederholte Mitterrand die Position seiner Tischrede vom Vorabend in Ost-Berlin, in der er erklärt hatte, diese Frage sei zuerst Sache der Deutschen. Dabei müßten aber die bestehenden Grenzen und die Interessen der Nachbarn berücksichtigt werden. „Heute existieren zwei souveräne deutsche Staaten. Man kann sie nicht mit einem Strich aus der Realität streichen, die nach dem zweiten Weltkrieg entstanden ist“, sagte der Staatspräsident in Leipzig. Auf der Basis unantastbarer Grenzen sei eine bestimmte Ordnung geschaffen worden. Wenn das deutsche Volk jedoch für die Einheit sei, werde Frankreich sich dieser nicht in den Weg stellen. Das deutsche Volk müsse sich jedoch „unter Berücksichtigung des Gleichgewichts in Europa entscheiden“, fügte Mitterrand hinzu.

Morgens beim gemeinsamen Frühstück in Ost-Berlin hatten Mitterrand und DDR-Ministerpräsident Hans Modrow ihr Interesse an stabilen Verhältnissen in der DDR und Europa betont. Auch in den wirtschaftlichen Beziehungen scheint es für beide Seiten wunschgemäß voran zu gehen: DDR -Wirtschaftsministerin Christa Luft ermutigte Frankreich zu Investitionen. Die DDR sei an einer Diversifizierung der Wirtschafstbeziehungen interressiert.

Nach seiner Rückkehr nach Ost-Berlin wollte Mitterrand am Nachmittag den Chef der SED-PDS, Gregor Gysi, treffen. Für den Abend war ein Essen zu Ehren des DDR -Staatsratsvorsitzenden Manfred Gerlach angesetzt.

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