Nicaragua beantragt OAS-Sitzung

■ Organisation Amerikanischer Staaten soll Vorgehen der US-Armee in Panama behandeln

Managua/Washington (afp) - Nach der Durchsuchung der nicaraguanischen Botschafterresidenz in Panama durch Soldaten der US-Armee hat sich der Konflikt zwischen Washington und Managua verschärft. Nicaragua beantragte eine Dringlichkeitssitzung des Ständigen Rats der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Das nicaraguanische Außenministerium verglich die Durchsuchung der Residenz des nicaraguanischen Botschafters in Panama mit der Besetzung der US-Botschaft in Teheran im Jahr 1979.

Die nicaraguanische Regierung hat auf die Durchsuchung der Residenz mit der Ausweisung von 20 US-Diplomaten aus Nicaragua reagiert. Außerdem kündigte sie an, daß der Personalbestand der US-Botschaft in Managua von 320 auf 100 verringert werden müsse. US-Präsident George Bush bedauerte die gewaltsame Durchsuchung der Botschafterresidenz und bezeichnete sie als Fehler. Allerdings müsse man sich angesichts der gefundenen Waffen fragen, so Bush, womit die amerikanischen Soldaten in Panama konfrontiert würden. Nicaraguas Botschafter in Panama, Antenor Ferrey, bestätigte den Waffenfund und betonte die „Berechtigung in einer Situation wie dieser, Waffen im Haus zu haben“. Das US -Außenministerium vertrat unterdessen die Ansicht, die Ausweisung von 20 Diplomaten aus Nicaragua sei überzogen. Die Ausweisung sei klar motiviert durch den Wunsch Managuas, vor den Wahlen im Februar das US-Diplomatencorps zu verringern, um so die Kontrolle durch US-Beobachter zu erschweren.

Nicaraguas Präsident Daniel Ortega warf der USA vor, „ernstere Konfrontationen“ heraufbeschworen zu haben. In seiner Neujahrsansprache sagte Ortega, es entbehre nicht einer gewissen Ironie, daß sich zu Beginn des kommenden Jahrzehnts, das auf Vorschlag Nicaraguas von den Vereinten Nationen zum „Jahrzehnt des Friedens und des Völkerrechts“ erklärt worden sei, in Panama US-Truppen befänden, die dort völkerrechtswidrig einmarschiert seien.