Peinlicher Gast

■ Der Vatikan kann Noriega nicht ausweisen

Berlin (taz) - Daß Manuel Noriega beim Vatikan ein gerngesehener Gast wäre, wird sicherlich niemand behaupten wollen. Der gestürzte Diktator ist als Anhänger der vornehmlich in Haiti praktizierten Voodoo-Riten bekannt, und somit heidnischen Gebräuchen huldigend, müßte er sich eigentlich eher als selbst entkommuniziert betrachten. Darüber hinaus hatten Panamas römisch-katholische Bischöfe im vergangenen Jahr einen Hirtenbrief herausgegeben, in dem sie Noriega wegen der Annullierung der Präsidentschaftswahl ausdrücklich verurteilt hatten. Doch es ist wohl ohnehin weniger sein fester Glaube als vielmehr die Nichtexistenz eines Auslieferungsabkommens zwischen den USA und dem Vatikan, die Noriega dazu bewogen hat, in der panamaischen Botschaft ausgerechnet des Vatikan Zuflucht zu suchen. Sprecher des Vatikans haben zwar inzwischen klargestellt, daß sie Noriega nur temporär Asyl gewährt haben. Doch dem Vatikan dürfte es schwerfallen, ihn an ein Drittland - etwa die USA - auszuliefern. War doch die Kirche über Jahrhunderte immer wieder Zufluchtsort für Verfolgte. Im Römischen Reich hatte die Kirche Flüchtige nur ausgeliefert, wenn ihnen keine Todesstrafe drohte. Pikanterweise war ausgerechnet Panamas neu designierter Präsident Guillermo Endara im vergangenen Jahr einen Monat lang Gast des päpstlichen Nuntius gewesen. Eine Möglichkeit wäre jedoch die Ausweisung an Panama.

-ant