Symphatie für Besetzer

■ 16 Jugendliche machen nach fünf Monaten Hausbesetzung öffentlich / Vopos „schauten nur vorbei“ / Kommunale Wohnungsverwaltung will unterstützen

Die 16 Besetzer eines Hauses an der Schönhauser Allee in Ost -Berlin finden in der Nachbarschaft und bei den Behörden Unterstützung für ihre Aktion, über die auch erstmals DDR -Medien berichten. Die kommunale Wohnungsverwaltung des Bezirks Prenzlauer Berg, die das leerstehende Hauses vermietet, habe Unterstützung für das Anliegen der jungen Leute versprochen. Selbst Angehörige der Volkspolizei „hatten nichts gegen unsere Aktion einzuwenden, haben nur kurz bei uns vorbeigeschaut“, sagte ein Hausbesetzer in einem gestern veröffentlichten Interview mit der Ost -Berliner Jugendzeitung 'Junge Welt‘.

Die Hausbesetzer, die zwischen 18 und 25 Jahre alt sind, planen ein selbstverwaltetes Projekt. Mit der Instandsetzung des Gebäudes Nummer 20/21 sollen ein Cafe, ein Kinderladen und ein Beratungszentrum entstehen. Nur zehn der 47 Wohnungen im Altbau am Senefelderplatz seien in „nichtausbaufähigem Zustand“, sagte ein junger Mann im Interview mit der FdJ-Zeitung. „Konkrete Maßnahmen“ will die Gruppe nach einem Gespräch mit dem Ostberliner Oberbürgermeister Erhard Krack in Angriff nehmen, zu dem sie ihn heute eingeladen haben. Ebenfalls sollen Stadtbezirksbürgermeister Schulz sowie Vertreter der kommunalen Wohnungsverwaltung kommen. Auf Anfrage der taz, teilte der Magistrat aber mit, daß Oberbürgermeister Krack sich heute nicht mit den Besetzern treffen wird, weil „er in einer Sitzung“ sei. Und Stadtbezirksbürgermeister Schulze hat angeblich bisher keine Einladung erhalten.

Das Gebäude sollte eigentlich seit 1970 abgerissen werden. Mit ihm sollten auch die Grünfläche und der benachbarte Kinderspielplatz einem Neubau weichen. „Wir aber glauben, daß es schade wäre um das Altberliner Stadtbild und wollen es erhalten. Dazu kommt, daß wir Wohnungssuchende sind und hier Wohnungen leerstehen.“ Die Gruppe zog nach eigenen Angaben bereits im August ein, seit Freitag informieren Plakate und Transparente an der Vorderfront des Hauses über die Besetzung - „eine Maßnahme, die in unserem Land noch nicht allzu verbreitet ist“, wundert sich die Zeitung der Jungfunktionäre.

Mieter der umliegenden Häuser spendeten den neuen Nachbarn Kohlen und Sitzgelegenheiten. Etwa 500 Bürger hätten bislang mit ihrer Unterschrift ihre Sympathie bekundet. Mehr als 1.000 Mark erhielten die jungen Leute schon für ihre Spendenkasse.

taz/dpa