„Hacker-Party“

■ Chaos Computerclub diskutiert mit DDR-Computerfreaks

Hamburg (taz) - Zum sechsten Mal veranstaltete der Chaos Computer Club seine jährliche „Hacker-Party“. Nach spektakulären (elektronischen) „Einbrüchen“ bei Banken (Haspa) und militärischer Infrastruktur (NASA-Netz) standen diesmal politische Themen im Mittelpunkt. Informiert wurde über „Feminines Computerhandling“ und „Brainmachines“, die Experten stritten sich über das Urheberrecht („Informationen als öffentliches Gut oder Privateigentum?“) und die Nutzung von Computernetzen für Umweltschutz und Antifa-Gruppen.

Wau Holland vom Chaos Computer Club (CCC) entwickelte ein Konzept für ein neues, funkgestütztes Kommunikationsnetz, das die Daten nicht über Kabel und Telefonleitungen verteilt, sondern über CB-Funk. Solch preiswertes „pocket radio“ ist in der BRD verboten - in „Notstandszeiten“ kann die Linke durch einfaches Abklemmen vom Telefonnetz mundtot gemacht werden. Eine Neuordnung der bundesdeutschen Nachrichtenkanäle über den DDR-Umweg?

Über dieses bestechende Konzept diskutierten auch die knapp 50 Computerfreaks aus der DDR, die erstmals an diesem Kongreß teilnahmen (Umtauschkurs 1:1). Eine Sammlung von notwendiger Gerätschaft (wie hierzulande schon wieder abgelegte 8-Bit-Homecomputer, z.B. Commodore C 64), die vielleicht nach Ersatz durch höherwertige PC-Ware in irgendwelchen Ecken verstaubt, soll in den nächsten Wochen durchgeführt werden. Ein Ostberliner Kongreß des CCC zusammen mit DDR-Gruppen ist für den Februar angekündigt.

Über den technischen Stand und Computergruppen in der DDR sowie die Möglichkeiten zur Durchsetzung eines neuen Kommunikationsnetzes für Umweltschutzgruppen und DDR -Opposition gaben Stefan Seeboldt (Clubleiter „Computerclub“ im „Haus der jungen Talente“) und Uwe Liehr (Gründungsinitiative „Grüne Liga“), beide Berlin/DDR, Auskunft.

Ben Ravt