„Back to the Future II“

■ Alles Kino: Reisen in die Zugangenheit

Früher waren Fortsetzungsfilme von Kassenschlagern nicht einmal für Verrisse gut: die lauen Neuaufgüsse vom „Exorzisten“, „Superman“ oder dem „weißen Hai“ konnten nur den gänzlich Unbedarften mehr als ein Gähnen entlocken. Aber in den letzten Monaten waren es gerade die „sequels“, die Hollywood noch so eben vor einem blamablen, batmanverseuchten Jahresabschluß retteten. Zuerst der dritte „Indiana Jones“ und jetzt „Back to the Future II“ sind perfekte Produkte aus Steven Spielbergs Traumfabrik - so raffiniert und selbstironisch in Szene gesetzt, daß die Trivialität dieser „Kidmovies“ zu den Höhen der Filmkunst tranzendiert wird.

Zemeckis wärmt nicht auf, sondern setzt noch eins drauf: wenn in „Back to the Future“ Michael Fox mit Hilfe des Zeitautos von Doc Brown in die Vergangenheit fuhr, um seinem Vater auf seine Mutter zu helfen, muß er jetzt in die Zukunft, um seinen Sohn vor dem Knast zu bewahren, kommt dann in eine völlig veränderte Gegenwart zurück, und um diese wieder geradezurücken, muß er wieder in die Vergangenheit, wo er dann sich selber trifft. Von der Verkunft in die Zugangenheit und wieder in die Gegengangenkunft verschachteln sich die Erzählstränge, Filme und Personen zu einer endgültigen, hochkomplizierten Abrechnung mit den Zeitreisetheorien der Science-Fiction Literatur.

Alle Anspielungen bekommt man nur mit, wenn man den Vorgänger noch sehr gut in Erinnerung hat und genau weiß, wie es heute bei den Durchschnittsamerikanern zugeht, denn in den Details sind die besten Pointen zu finden. Das Amerika der Zukunft ist da nur eine „higher tech“ Ausführung der späten achziger Jahre mit weiterentwickelten Mikro

wellen, Videoanlagen, Scateboards und Turnschuhen; sowie fliegenden Autos, die aber auch über den Städten im Stau steckenbleiben. Bei den kindlichen Verfolgungsjagden, Schlägereien und dem ewigen Rumgehetze von Michael J. Fox kann man die Nase rümpfen, aber diese Pflichtübungen des Teeniefilmgenres sind so kompliziert verschachtelt, daß man man in den Genuß kommt, ganz genau darüber nachdenken zu müßen, welche Konsequenzen es für die gesamte Menschheit hätte, wenn die vier fiesen Halbstarken nicht durch die Sandsäcke K.O. gehen würden.

Fox und Elisabeth Sue als Jennifer begegnen ihren noch nicht gezeugten Kindern, sich selber als altem Ehepaar (die schlechten Masken sind das einzige Manko des Films) und sich selber in Szenen aus dem ersten Film. Mit dem computergesteuerten Vistaglide-Kameraverfahren (Übereinanderkopieren verschiedener Filmteile) sind diese alten Kinotricks zu verblüffend echt wirkenden Effekten aufpoliert.

Auch wenn Zemeckis sich selber über die Endlosfortsetzungsfilme lustig macht und im „Weißer Hai Nr.XVI“ des Jahres 2015 der Fisch immer noch wie eine Attrappe aussieht, macht er weiter mit „Back to the Future III“. Demnächst folgt auf der Leinwand die Autofahrt in den Wilden Westen. Der Film ist schon fast fertig, weil die meisten Szenen parallel mit dem zweiten Teil gedreht wurden, und so ist denn auch dessen Schluß zugleich der Trailer der nächsten Fortsetzung. „Back to the Future forever!“. Wilfried Hippe

im UT am Bahnhof 14.45, 17.15, 20.00 Uhr und in zwei Hutschachteln des „Stern“ um 15.45, 18.15, und 20.45 Uhr