WAA-Pläne verstauben

■ DWK nimmt ihren Antrag auf Bau der WAA zurück

München (taz)- Der Bau der umstrittenen Oberpfälzer Atommüllfabrik ist nun endgültig vom Tisch. Ein dreiviertel Jahr nach dem wirtschaftlichen und politischen Aus der Wackersdorfer Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) hat die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung (DWK) als Betreiberfirma ihren Genehmigungsantrag für die WAA sowie für die damit verbundene Fabrik von Mischoxidbrennelementen zurückgenommen. Gleichzeitig verzichtete die DWK, so das bayerische Umweltministerium, auf die im Sommer 1985 erteilte erste Teilerrichungsgenehmigung (TEG). Damit ist das atomrechtliche Genehmigungverfahren formal beendet.

Es bleibt die Tatsache, daß beim Bau der Atomruine allein 3,5 Millionen Mark in den Sand gesetzt wurden. Noch immer laufen einige der über 3.000 eingeleiteten Strafverfahren gegen WAA-Gegner. Ad acta gelegt wird hingegen die Klage gegen die erste Teilerrichtungsgenehmigung vor dem Verwaltungsgerichtshof in München sowie ein Prozeß vor dem Bundesverwaltungsgericht über die Aufhebung des Bebauungsplanes. Den Großteil des in Industrieflächen umgewandelten 120 Hektar großen WAA-Geländes hat die DWK inzwischen verkauft.

Über den Quadratmeterpreis hüllen sich die Herren nach wie vor in Schweigen. Zugegriffen haben der Küchengerätehersteller Wilden sowie die Baumaschinenfirma Sennebogen. Besonders die Ansiedlung von BMW auf einem Teil des Geländes wurde begrüßt. Da BMW jedoch das Brennelementeeingangslager von der DWK nur bis 1994 gemietet hat, befürchten WAA-Gegner nach wie vor, daß dort doch noch ein atomares Endlager oder Zwischenlager entstehen könnte. Zwar konnte sich der Wackersdorfer Gemeinderat Mitte Dezember dieses Jahres endlich dazu aufraffen, sich gegen jegliche atomrechtlich Nutzung des Geländes im Taxöldener Forst auszusprechen, doch kann ein solcher Gemeinderatsbeschluß auch wieder rückgängig gemacht werden.

Auch das Schicksal der beiden Unternehmen DWK und ihrer Wackersdorfer Tochterfirma DWW ist mit dem Aus der WAA weitgehend besiegelt. Beide Firmen sollen aufgelöst werden. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers wird die endgültige Auflösung jedoch einige Jahre dauern. Die DWK wird dann zum Großteil in der Essener Gesellschaft für Nuklearservice aufgehen.

Auch die DWK-Vorstandsmitglieder sind bereits dabei, das sinkende Schiff zu verlassen. Viele haben neue Verträge in der Energieversorgungsbranche. Nur einer steigt wirklich aus dem Atomgeschäft aus: Prokurist Klaus Sagemühl. Er hat bei der Küchengerätefirma Wild angefangen.

Luitgard Koch