Bauchgeburten, Kaffeehauskultur, Architekturdickicht

■ Ausstellungen im Schlachthof, im Arte y Cafe und bei Arthur P. Zapf

Bauchgeburten, Kaffeehauskultur, Architekturdickicht

Ausstellungen im Schlachthof, im Arte y Cafe und bei Arthur P. Zapf

Eigentlich kennt man den Bremer Peter John (Jg.'48) als Fotorealisten der akribischen Art mit gesellschaftskritischen Randerscheinungen. Von diesen oft surrealistischen Arbeiten spricht er heute als „Kopfgeburten“, die ihm zum einen „nicht mehr soviel Spaß machen“ und die zum anderen auch nicht mehr so recht „in diese Zeit passen“. Produkte seiner Überlegungen hängen z.Zt. in der Schlachthofgalerie; in seinen neuen Bildern nutzt der gelernte Designer und Kunstlehrer seine fotorealistischen Fähigkeiten nur noch für Unter-und Hintergründe von Landschaftsdarstellungen. Davor geht's dann ganz expressiv mit pastosem Material zur Sache, daß es spritzt und tropft, das kommt aus dem Bauch und ist erinnerte Landschaft des Vielgereisten und Folie für allerlei Projektionen zugleich. Botschaften, sofern vorhanden, sind mühsam nur noch zu entschlüsseln: schwebende Kugeln, geometrische Konstrukte, warme gegen kalte Farben. Thema: „Ende der Landschaft“? Der disziplinierte Vormittagsmaler und Nachmittagshausmann schult derzeit auf Computergrafik um und erhofft sich von dort Impulse fürs Malen und Kohle zum Leben. Vor dem Einfluß des neuen quietschbunt-grellen Mediums hat er keine Angst. John ist auf dem Weg. (bis zum 31.1.; am Sonntag, 14.1. von 11-133 Uhr ist John anwesend; ansonsten Schlüssel bei der Verwaltung besorgen.) Bu

Die kleineren Ausstellungen sind oft die interessantesten. In Kneipen sind sie aber nicht selten eine Zumutung für KünstlerInnen und Publikum. Eine der Ausnahmen macht das neue Arte y Cafe in der Neustadt: An weißen Wände in Eisdielenatmosphäre werden noch bis zum 15.1. „Fotografien und Collagen“ von F.K.Mutz gezeigt. Bildjournalistische Mitbringsel aus Indien fangen die Stimmungen im Indian Coffee House von Simla im Himalaya ein. Eine Teetrinkerkultur pflegt in kolonialem Gründerzeitambiente des britischen Empire neue Gewohnheiten. Meisterhaft nutzt Mutz das spärlich durch die Fenster in die dunklen, hohen Räume fallende Licht. Die Zeit dehnt sich. Eine gespannte Gelassenheit liegt in der nikotingeschwängerten Luft und macht Lust auf Zeit, Kaffee und Zeitung. Andere Fotos dokumentieren sachlich das Geschehen an einem der größten Verkehrsknotenpunkte der Welt, der Howrah Station in Calcutta. Täglich bevölkern an die 700.000 Menschen diesen Bahnhof, hängen an den überfüllten Zügen. Dazwischen schreitet souverän der Lastenträger, auf dessen Kopf sich die Koffer stapeln. Die kleinen Collagen vereinen in dadaistischer Manier Fahrkarten, Verpackungsreste, Kitschbildchen und Zeitungsausschnitte. In selten eindringlicher Art klebt Mutz sie zu persönlichen - und unverkäuflichen - Reiseerinnerungen. (Kornstraße 46)

Seit nun 2 Jahren macht sich Arthur P. Zapf mit seiner Atelier Galerie Z in Walle um die Kultur verdient. Neben Ausstellungen finden in seiner Ladengalerie immer auch Konzerte und Lesungen statt. Die bewußt nichtkommerziellen Aktivitäten dieser idealistischen Stadtteilkultur bestreitet er finanziell aus ABM-Einkünften seiner Grafikertätigkeit am Ernst Waldau Theater. Zum Jubiläum zeigt Zapf noch bis zum 30.1. eigene Arbeiten, vor allem kleinformatige Bleistift -und Ferderzeichnungen, die er behutsam aquarelliert. Aus dem Dickicht feinster Schraffuren schälen sich Kuppeln, Türme und Fassaden, italienische Stadtansichten meist, aber auch Industrielandschaften und -häfen. Letztere strahlen für ihn immer noch mehr Leben und architektonische Reize aus als unsere Städte mit ihren rechtwinklig-glatten Käfigfassaden. Samstag um 20 Uhr liest Rolf B. Wessels, Chefdramaturg am Ernst Waldau Theater, in der Galerie Texte von Peter Altenberg (1859-1919), Osterfeuerbergstraße 134

„Koordinaten und andere Geometrien“, unter diesem Titel zeigt der in München lebende Architekt und Künstler Rainer Belan seit gestern in der Dependance der GaDeWe in einer Anwaltspraxis in der Vegesacker Straße 59 neue Arbeiten. Kreise wie Sonnen werden in Koordinatenkreuzen gehalten, die starren Scheingeometrien durch lasierende Pastelltöne und Wellpappencollagen aufgelockert und so zu sehr harmonischen Flächengestaltungen komponiert. (bis 28.2.) Ac