BRD-Volleyballerinnen

■ Schon zwei dicke Siege / Neuformation in der BRD erstmals erfolgreich / Reicht das?

Hurra, Deutschland, wir sind wieder wer. Vergessen sind die schmähvollen Auftritte bei der Europameisterschaft. Die Volleyball-Nationalfrauschaft hat sich mit zwei Siegen über westeuropäische GegnerInnen wieder in die Herzen ihrer Fans gespielt, zumindest in der Hansestadt.

Jeweils 29 Punkte überließen sie den Teams aus den Niederlanden und Frankreich und erzielten selbst 45. Das spricht für sich.

Zwei Erfolge zu Beginn eines Turniers, das hört sich recht gut an. Aber hat es auch etwas zu bedeuten? Die Ausgangslage für den deutschen Frauen-Volleyball war klar. Nach dem Mißerfolg um den europäischen Titel mußte ein Neuanfang her. Der neue Besen hieß Manfred Eichinger und löste Andrzej Niemczyk als Bundestrainer ab. Vorher war er dessen Assistent. Die neuen Borsten des Besens heißen Vosbeck, Celis oder Friederichsen und sind junge Spielerinnen. Eitel Sonnenschein in der Bremer Stadthalle also? Auf den ersten Blick scheint es so.

Der neue Bundestrainer war zufrieden, aber wenig analytisch und die Spielerinnen begeistert. Karen Baumeister, mit fast 25 Jahren eine der ältesten im Team und derzeit verletzt, war selbst in ihrer ZuschauerInnen-Rolle voll des Lobes. „Toll gespielt“ hätten ihre Kameradinnen und „dieser Formation gehört bestimmt die Zukunft“. Der neue Trainer sei halt „ruhiger als Andrzej, und er überlegt viel“. Aber liegt es nur an Eichinger? Nicht nur, befindet Frau Baumeister. „Auch wenn die Spielerinnen noch jung sind, so haben sie viel Erfahrung aus ihren Vereinen. Wir haben alle das gleiche Ziel, deswegen verstehen wir uns ganz gut.“

Doch wo liegt dieses Ziel? Das Bremer Turnier werden die Deutschen/West mit Sicherheit nicht gewinnen, da machen die

Kubanerinnen und die UdSSR nicht mit. Diese beiden Formationen beherrschen das Teinehmerinnen-Feld bisher nach Belieben. So kann der BRD-Frauschaft im Augenblick ein (bislang nie dagewesener) Sieg über die Deutschen/Ost am heutigen Abend vorschweben. Oder gar die Endspielteilnahme?

Karen Baumeister gibt Kritikern recht, daß das Gesamtniveau der Veranstaltung gemessen an der Weltspitze zu wünschen übrig läßt. „Wir hatten von unseren Gegenerinnen viel mehr erwartet. Bei Europapokal-Begegnungen mit dem Verein waren manche viel besser.“ So bleibt der Eindruck, daß das Bremer Volleyballturnier der Frauen, das so gern im Kalender des Weltverbandes eine führende (und in der BRD einzigartige) Rolle einnehmen möchte, immer noch als Überbrückungsmöglichkeit für wichtige Termine angesehen wird. Die Spitzen-Teams reisen unvollständig, neuformiert oder gar nicht an - auf der Strecke bleiben die ZuschauerInnen. Wer Spektakel-Preise bezahlt, möchte auch Spektakuläres erleben.

Abgerechnet wird am Schluß, das ist auch in Bremen so, und darüber täuschen auch nicht zwei Siege. Die ehrgeizigen Funktionäre der (west-)deutschen Volleyballszene haben noch viel vor, aber das ist bei ihnen ein Dauerzustand. Mins Minssen jr