Rabatt für doppelten Tankerboden

Schweden will Häfen dichtmachen für schwimmende Wracks / Gesetz zur Förderung stabiler Tanker geplant  ■  Aus Stockholm Reinhard Wolff

Gerade 15 Monate ist es her, daß die für die Ölkatastrophe vor Marokko verantwortliche „Kharg 5“ Öl in einem schwedischen Ostseehafen löschte. Ein Unfall, bei dem nur ein Bruchteil der jetzigen Ölmenge in die Ostseegewässer gelangt wäre, hätte bereits zu einer unvorstellbaren Naturkatastrophe geführt. Schwedens Regierung hat daher unmittelbar reagiert: Bis Anfang Februar soll eine Kommission einen Gesetzesvorschlag vorlegen, wie man sich vor diesen schwimmenden Zeitbomben schützen kann.

„Daß dieser zerschossene Blechhaufen ungehindert hier Öl anlanden konnte, zeigt, daß die bisherigen Sicherheitsmechanismen völlig unzureichend sind“, so die drastische Einschätzung von Lars Tyngsen von der schwedischen Seesicherheitsbehörde. „Solange es keine wirksameren internationalen Abkommen gibt und die Versicherungsgesellschaften sich nicht weigern, solche Kästen zu versichern, müssen wir uns mit speziellen nationalen Bestimmungen schützen.“ Wahrscheinliche Ansatzpunkte der Gesetzesvorlage: eine Art „schwarze Liste“ mit bereits „aufgefallenen“ und als unsicher eingestuften Schiffen; möglicherweise Verbot des Anlandens für Tanker mit veralteter Konstruktion oder von einem bestimmten Alter des Fahrzeugs an, wahrscheinlich ab 20 Jahre; Subventionen für Tankerneubauten mit doppeltem Rumpf. Eine Art Risikoaufschlag für einfachbödige Tanker bei den Hafen- und Liegegebühren ist auf jeden Fall zu erwarten.

Ein solcher hundertprozentiger Sicherheitsaufschlag wurde zum 1.Januar bereits im Nachbarland Finnland eingeführt, nachdem in den letzten Jahren in den Schärengebieten der Ostsee mehrere verhältnismäßig kleine Unfälle jeweils zu schweren Schäden geführt hatten. Der finnische Rabatt für doppelte Böden wird von Experten als zu gering eingeschätzt: Es helfe nur ein Radikalverbot für einfachrumpfige Tanker, wie es in den USA Gesetz werden soll. Ansonsten würden die Reedereiein ihre Rostkästen gezielt in die „weichen“ Häfen dirigieren.

Doch auch doppelte Böden sichern nicht hundertprozentig vor Auslaufen von Öl. Norwegische und schwedische Forscher haben eine „Vakuummethode“ entwickelt, die Tore Kristiansson, Bürodirektor der schwedischen Seesicherheitsbehörde, für derzeit am wirksamsten hält: Geschlossene Luftventile schaffen einen Unterdruck in den Tanks, der dafür sorgt, daß bei einer Leckage nur ein Bruchteil des Öls austreten kann. Wenn das Erdöl aus einem havarierten Schiff herausgepumpt wird, sorgt das Vakuum dafür, daß Wasser durch das Leck in den Tank eintritt und hierdurch wiederum ein Ölaustritt verhindert wird.