Stoppt Frau Krause Campanile-Bau?

■ Widerspruch gegen Teilbaugenehmigung für höchsten Wolkenkratzer Europas eingelegt

Frankfurt (taz) - Als „Armutszeugnis städtischer Planungspolitik“ wertete Rechtsanwalt Matthias Möller die noch vom alten CDU-Magistrat der Stadt Frankfurt erteilte 1. Teilbaugenehmigung für den „Campanile“, der nach dem Willen der Investorengruppe um die Dresdner Bank einmal der höchste Wolkenkratzer Europas werden soll. Ohne Not habe die Stadt damit auf eine Prüfung der Beeinträchtigung der Nachbarschaftsrechte beim Bau des Giganten verzichtet, obgleich es für ein Bauprojekt solcher Höhe in Stahlbauweise keine Vergleiche und Erfahrungswerte gebe.

Mattias Möller vertritt die „Nachbarin“ Dr. Krause, die gestern Widerspruch gegen die 1. Teilbaugenehmigung des CDU -Magistrats für die „Campanile„-Gesellschaft Gewerbebau Ernst-Fay eingelegt hat. Der Bauherr hatte angekündigt, am 8.Januar mit dem Bau beginnen zu wollen. Das vom rot-grünen Magistrat Ende '89 erlassene Bauverbot für den „Campanile“ hält Rechtsanwalt Möller für „untauglich“. Ein Bauverbot lasse bei Zuwiderhandlung lediglich die Verhängung von Geldbußen zu. Mit dem Nachbarschaftswiderspruch habe seine Mandantin der Stadt „goldene Brücken“ gebaut. Mit der Anerkennung des Widerspruchs durch die Stadt würde die Teilbaugenehmigung nicht rechtskräftig.

Auf dem Spiel steht jetzt die Glaubwürdigkeit des rot -grünen Magistrats, dessen SPD-Mitglieder bis zur verbindlichen Koalitionsentscheidung gegen das Projekt mit dem „Campanile“ liebäugelten. Mit der Absage an den „Campanile“ hatte sich die SPD das Stillhalten der Grünen im Konflikt um die Hochhäuser im Westend erkauft. Sprecher der Koalition begrüßten denn auch den Widerspruch gegen die Baugenehmigung und verwiesen darauf, daß es in Sachen „Campanile“ zwischen den Koalitionären „keine Differenzen mehr“ gebe. Sollten am Montag dennoch die Bagger auffahren, werde die Stadt den Baustopp vor Ort bekräftigen. Dann könne der Bauherr „getrost vor Gericht ziehen“ (Grüne).

kpk