Noriega flüchtet jetztnach vorn

Das Versprechen der USA, ihn nicht zum Tode zu verurteilen'bewegte Noriega zur Aufgabe  ■  Von Rolf Paasch

Berlin (taz) - Die mehr als zweijährigen Versuche der USA, den früheren „starken Mann“ Panamas General Noriega durch Verhandlungen, Sanktionen, politischen Druck, militärische Gewalt und Psychoterror zur Aufgabe zu zwingen haben tatsächlich ein Ende. Noriega hatte sich am Mittwoch seinen amerikanischen Häschern ergeben, nachdem er die Zusicherung erhalten hatte, dass er aufgrund der gegen ihn in den USA erhobenen Anklagen wegen Drogenhandels nicht zum Tode verurteilt werden kann.

Bereits am Mittwochabend hatten in Panama-Stadt 20.000 Panamaer mit Freudengesängen den Abgang des „Ananasgesichts“ aus der Nuntiatur des Papstes gefeiert. Auch auf dem US -Stützpunkt Homestead in Florida jubilierten am Mittwochabend mehrere Hundert Exil-Panamaer bei der Ankunft des ihnen verhaßten Militärchefs. Sie gratulierten den USA mit Spruchbändern „Noriega heute, Castro morgen“ zu ihrer eigenwilligen Mittelamerikapolitik. US-Präsident Bush erklärte, mit der Festnahme Noriegas seien alle vier Ziele der Militäraktion erreicht - das Leben amerikanischer Staatsbürger zu schützen, in Panama wieder demokratische Verhältnisse herzustellen, die US-Interessen am Panama-Kanal zu wahren und Noriega zu ergreifen. Die USA waren am 20. Dezember mit insgesamt 26.000 Soldaten in Panama eingefallen, um Noriega zu ergreifen oder zu beseitigen. Der General, der nach seiner Zusammenarbeit mit dem CIA Mitte der 80er Jahre bei den USA in Ungnade gefallen war, hatte jedoch zunächst flüchten können und dann Zuflucht in der vatikanischen Nuntiatur in Panama-Stadt gefunden.

Ehe Noriega jedoch in den USA auf der Anklagebank wegen Drogenhandel und Geldwäscherei Platz nehmen wird, müssen zahlreiche juristische Hürden überwunden werden. Noriega -Anwalt Kollin gab bereits zu verstehen, daß er für seinen Mandanten bei der US-Regierung „gewisse sensitive Dokumente“ anfordern werde. Da über die Freigabe dieser Dokumente über die frühere Zusammenarbeit zwischen Noriega und dem amerikanischen Geheimdienst CIA ein heftiges Tauziehen zu erwarten ist, wird es bis zu einem Jahr dauern, ehe der Prozeß gegen Noriega beginnen kann.

Um die Anklageschrift gegen Noriega vervollkommnen zu können, haben die USA neben anderen europäischen Ländern nun auch die Bundesrepublik ersucht, mögliche Konten des gestürzten panamaischen Armeechefs bei bundesdeutschen Banken einfrieren zu lassen. Panamas neue Regierung beweist unterdessen, daß sie gelernt hat, was ihre Schöpfer in Washington von ihr verlangen. Außenminister Julio Linares hat Nicaragua und Kuba am Mittwoch mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen gedroht, weil sie den guten Namen Panamas als „Verbündete von Noriegas Militärdiktatur“ in den Schmutz gezogen hätten. Tagesthema Seite 3,

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