Päpstliche Psychotricks

■ Wie der Vatikan General Noriega weichkochte: Gerüchte und Tatsachen aus Panama-City

Berlin/Panama (taz/dpa) - Die nobelste Erklärung für sein unerwartetes Aufgeben fand der General selbst: Um ein weiteres Blutvergießen zu verhindern, habe er sich freiwillig gestellt, begründete Noriega nachträglich seinen Entschluß, die Nuntiatur in Panama-Stadt zu verlassen.

In Panama mag man's nicht glauben. Der Beharrlichkeit und der Überzeugungskraft des Nuntius Sebastian Laboa ist es nach Meinung vieler zu verdanken, daß Noriega sich nach zehn Tagen intensiver Verhandlungen gestellt habe. Der Nuntius hatte immer wieder auf den unliebsamen Gast eingewirkt, doch „vernünftig“ zu sein. Nach der Aussage eines Beraters des Nuntius waren dessen Argumente schließlich ausgesprochen handfest: Falls Noriega nicht „vernünftig“ sei und „freiwillig“ das Gelände verlasse, werde die diplomatische Immunität der Nuntiatur aufgehoben und panamaische Sicherheitskräfte eingeladen, ihn festzunehmen. Vielleicht lag's aber auch an subtileren Psychotricks des Gastgebers: Zu dem Noriega zugewiesenen Raum hatten Gäste keinen Zutritt, Drogen und Pornos waren gestrichen, das Essen war kärglich und schlecht, der Fernseher kaputt und die Klimaanlage wurde abgeschaltet - bei über 30 Grad Zimmertemperatur schmorte der General vor sich hin, bis er weichgekocht war.

Gerüchte, nach denen Noriega versucht hätte, den Vatikan zu erpressen, wies die Nuntiatur als „lächerlich“ zurück. Dabei sollte es um Aktivitäten der Banco Ambrosiano gegangen sein, die einst dem Vatikan gehörte. Durch den Besitz belastender Dokumente, so das Gerücht, soll es Noriega gelungen sein, überhaupt in die Gesandtschaft des Vatikan aufgenommen worden zu sein.

Die beiden Telefonanrufe, die sich Noriega vor dem Verlassen der Nuntiatur ausbedungen hatte, galten seiner Ehefrau Felicidad Siero und seiner Geliebten Vicky Amado. Siero, die von ihrem Mann getrennt lebte, hatte mit ihren beiden Töchtern in der Residenz des kubanischen Botschafters Schutz gesucht und durfte am Donnerstag in die Dominikanische Republik ausreisen.

go/rld