„Kharg 5“ weiter auf Atlantik-Irrfahrt

■ Spanien, Marokko und Portugal verweigern dem leckenden iranischen Riesentanker einen Hafen / Das weitere Schicksal des Havaristen ist ungewiß / Ölpest in Marokko scheint vorerst gebannt / Öl hat sich verflüchtigt

Berlin (dpa/afp/taz) - Der schwer beschädigte iranische Unglückstanker „Kharg 5“ dümpelt weiter mit 200.000 Tonnen Rohöl an Bord zwischen der Küste Marokkos und den Kanarischen Inseln im lauen Atlantikwasser. Sein weiteres Schicksal blieb auch gestern im dunkeln, nachdem sich nach den Marokkanern und Portugiesen auch die spanische Regierung endgültig weigerte, den Havaristen den Hafen von Santa Cruz auf Teneriffa anlaufen zu lassen.

Der Riesentanker, aus dem nach einer Explosion und einem Feuer seit dem 19. Dezember 70.000 Tonnen Öl ausgelaufen sind, wird nun wieder von drei Schleppern auf den Atlantik hinausgezogen. Gestern mittag schaukelte das Ungetüm, immer noch eine Ölspur hinter sich herziehend, in portugiesischen Hoheitsgewässern nahe der Insel Madeira und 290 Kilometer nördlich der Kanaren-Insel Lanzarote. Sollte sich das Wetter verschlechtern, könnte „Kharg 5“ auseinanderbrechen.

Die spanische Regierung, die zwischenzeitlich auch zwei Kriegsschiffe in die Nähe des Tankers geschickt hatte, sprach sich mittlerweile dafür aus, Möglichkeiten für ein Umpumpen der Ölladung auf hoher See zu untersuchen. Nach Angaben der marokkanischen Behörden hält sich inzwischen ein weiterer iranischer Tanker in der Nähe des Unglücksschiffes auf. Unterdessen scheint die Gefahr einer verheerenden Ölpest an der marokkanischen Küste vorerst gebannt, nachdem sich ein Großteil der 70.000 Tonnen leichten iranischen Rohöls aus der „Kharg 5“ im relativ warmen Wasser des Atlantiks verflüchtigt hat beziehungsweise mit versprühten Chemikalien aufgelöst wurde.

Reste des ursprünglich 300 Quadratkilometer großen Ölteppichs wurden gestern nachmittag nach Angaben eines französischen Experten in Marokkos Hauptstadt Rabat von starken Winden aufs offene Meer zurückgetrieben. Es gebe in dieser Region allerdings noch fünf oder sechs Ausläufer des Teppichs, hieß es.

Marokko zittert unterdessen weiter um seine Küste. König Fahd von Saudi-Arabien zeigte sich überraschend spendabel und schickte 50 Millionen Dollar zur Bekämpfung der Ölpest an das nordafrikanische Land. In der Zwischenzeit löscht der schon fast vergessene zweite Öl-Havarist der vergangenen Tage, der spanische Riesentanker „Aragon“, seine Restladung von 210.000 Tonnen Rohöl im Hafen von Santa Cruz. Das Schiff hatte nach einem schweren Ruderschaden am 29. Dezember 25.000 Öl verloren. Aragons Ölteppich schwimmt in internationalen Gewässern.

gero