Sozialistische Frauen unschlagbar

■ Überraschend siegte die Sowjetunion im Turnier der Volleyball-Spielerinnen in der Bremer Stadthalle

Am Ende waren mal wieder alle zufrieden. Die Organisatoren, weil auf's Neue alles so prima geklappt hat, die Trainer, weil sie auch in diesem Jahr wichtige Erkenntnisse gewonnen haben und die Zuschauer sowieso. Sie beklatschten frenetisch jeden halb

wegs attraktiven Ballwechsel, denn dafür hatten sie auch bezahlt. Doch bot das 11. Bremer Volleyballturnier der Frauen wirklich den Weltklasse-Sport?

Absolute Spitzenklasse, das war von vornherein klar, konnten nur die Teams aus der UdSSR und aus Kuba präsentieren. Das machten sie im Spiel der Vorrunde gegeneinander deutlich, das die Kubanerinnen nach einer bemerkenswerten Aufholjagd im Tie-Break mit 3:2 für sich entschieden. Die Mega-Stars der Veranstaltung waren bei diesen Auseinandersetzungen die sowjetische Zuspielerin Irina Partchomtschuk mit ihrer Anriffspartnerin Valentina Orgienko. Neben allen Schmetter-Geschossen, Rettungstaten in der Feldabwehr in Tiefflieger-Manier waren diese beiden Spielerinnen das effektivste Tandem, auch wenn Irina Smirnova als beste Angriffsspielerin des Turniers ausgezeichnet wurde.

Die bundesdeutsche Frauschaft begann das Turnier vielversprechend und beendete es mit einer erneuten Niederlage gegen die DDR. Nach den 3:0-Erfolgen über die Niederlande und Frankreich gingen die Erwartungen gleich in astronomische Höhen. Dabei handelte es sich bei der bundesdeutschen Formation eher um einen bunt zusammengewürfelten Haufen denn um die derzeit

beste Formation. Verletzungsbe dingte Absagen und Engagements im Ausland zwangen den neuen Bundestrainer Mathias Eichinger, junge Spielerinnen einzusetzen, die in dieser Aufstellung noch nie zusammengespielt hatten. Das führte mitunter zu vergnüglichen Mißverständnissen - den erhofften Erfolg über das Wende-Team aus der DDR konnten die Vosbecks, Friederichsens und Schmidts nicht herbeiführen.

Wie fast alle Trainer (Frauen sind in diesem Beruf allenfalls als Assistentinnen zu finden) wertete Eichinger das Bremer Turnier als Standortbestimmung und Testlauf für weitere Aufgaben. In seinem Falle darf an diese Entschuldigung auch geglaubt werden. Die BRD spielt am kommenden Mittwoch in Minden gegen Ungarn in einem Weltmeisterschafts-Qualifikationsspiel.

Im nächsten Jahr soll natürlich alles Jahr ganz anders werden. Wenn das Spektakel in die große Halle I umgezogen ist, erhofft sich Verbandspräsident Roland Mader wesentlich verschärftere Bedingungen. Dann wird nämlich nicht mehr der Bundestrainer die Gruppeneinteilung vornehmen und der Heimformation die günstigen Gegner zu Beginn bescheren. Nicht einmal der Trick, die beiden besten Equipes gleich zweimal gegeneinander antreten zu lassen (in der Vorrunde und im

Endspiel), wird dann noch nötig sein. Mader ist fest davon überzeugt, daß Bremen 1991 im Welt-Grand-Prix-Zirkus eine führende Rolle spielen wird. Dann wird es eine regelrechte Qualifikation für das Turniergeben und folglich auch die besten Teams der Welt in der Hansestadt antreten. So bräuchte das Publikum nicht auf asiatische und südamerikanische Vertretungen verzichten.

Mader weiß natürlich auch, wie die Fernbleiber angelockt werden können: mit Preisgeldern. Das ist im Volleyball-Sport bislang unüblich, da die Sponsoren mit ihren Zuwendungen bisher etwas knausrig waren. Aber auch das soll sich ändern, ganze Blöcke im ZuschauerInnen-Bereich werden dann an Firmen verkauft und auch eine vorsichtige Schätzung der Preisgeldsumme hat der bayrische Funktionär parat: Rund 150.000 bis 200.000 Mark sollten es schon sein. Das ist im Vergleich mit anderen Sportarten nicht einmal viel, und so soll eine „Stuttgartisierung“ a la Davis-Cup mit Hummer und Kaviar auch vermieden werden.

Sollten sich die Visionen des Präsidenten erfüllen, wird sein eigenes Team ohne entsprechende Leistungssteigerung trotz der Jugend ziemlich alt ausehen. Mins Minssen jr

Endspiel: UdSSR-Kuba: 3:1;

Spiel um den dritten Platz: DDR-BRD: 3:2