Deutsch-deutsche Entwicklungshilfe

■ 2.000 Ost-Gäste aus Handwerk, Einzelhandel und Gaststättengewerbe informierten sich bei der West-CDU

Riesenandrang herrschte am Samstag abend auf einer Diskussionsveranstaltung der CDU über wirtschaftliche Probleme des privaten Handwerks, des Einzelhandels sowie des Gaststättengewerbes in der DDR. Etwa 2.000 Selbständige aus Ost-Berlin und der DDR kamen zu dem Gespräch, ihr Interesse sprengte bei weitem alle Erwartungen. An den ersten beiden ähnlichen Zusammenkünften hatten weniger als hundert Personen teilgenommen; jetzt, nachdem der CDU -Wirtschaftsexperte Pieroth den Termin bei einer ZDF -Diskussionsveranstaltung bekanntgegeben hatte, mußten die Räumlichkeiten schnell gewechselt werden. Die bereits bestellten Tische im Hotel Kempinski wurden abgesagt, umgezogen wurde in das ICC. Dort war zwar Platz für alle, aber der Informationsausstausch gestaltete sich bei dem Übergewicht von DDR Besuchern schwierig.

Das Hauptinteresse der sehr heterogen zusammengesetzten Besucher, darunter Ärzte, Ingenieure, aber auch Bäcker und Schuhmachermeister, liegt auf ganz schlichten Basisinformationen. Wie gestaltet man einen Gewerbeprospekt für Schuhe, welche Möglichkeiten gibt es für eine Ost-West -Kooperation zwischen Sanitärinstallationsbetrieben? „Das eigentliche A und O von Veranstaltungen dieser Art“, erklärte CDU-Sprecher Thomas de Maiziere, „ist die Möglichkeit, Adressen auszutauschen, weitere Kontakte auf privater Ebene zu vereinbaren.“ Er ist hoch erfreut über das DDR-weite Interesse, die CDU wolle daraus Lehren ziehen. Weitere Erfahrungstreffen seien beabsichtigt, allerdings in anderer Form. „Es geht jetzt darum, einzelne Berufsgruppen oder die privaten Handwerksbetriebe unter zehn Personen an einen Tisch zu kriegen, mehr interessensorientiert zu organisieren.“ Branchenübergreifende Forderungen wurden auf dieser Veranstaltung zwar formuliert, so die Abschaffung des Außenhandelsmonopols und freie Importmöglichkeiten, standen aber nicht im Vordergrund.

Regen Informationsaustausch gibt es schon seit längerem zwischen der Ost- und Westberliner Handwerkskammern sowie mit den rund 5.000 selbständigen Handwerksbetrieben in Ost -Berlin. Das nächste große Treffen der beiden Handwerkskammern ist Ende Januar in Potsdam geplant, ein Treffen mit Ministerpräsident Modrow für den 31. Januar vorgesehen. „Wir wollen helfen, wo unsere Unterstützung gewünscht wird“, erklärte Handwerkskammersprecher Christian Schmahling. Ganz eindeutig Hilfe wollen die Selbständigen in der DDR beim Aufbau einer staatsunabhängigen Interessensvertretung sowie im weiten Bereich der Weiterbildung, insbesondere auf dem Gebiet neuer Technologien und des Umweltschutzes.

ak