Bruderkrieg im Südlibanon

■ Erbitterte Kämpfe zwischen Amal und Hizbollah / Rotes Kreuz vermittelte Waffenruhe

Beirut/Berlin (afp/taz) - Zum ersten Mal seit zwei Wochen schwiegen im schiitischen Bruderkrieg im Südlibanon am Montag die Waffen. Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) handelte eine siebenstündige Feuerpause zwischen den verfeindeten Milizen, der pro-syrischen Amal und der pro-iranischen Hizbollah, aus. Das IKRK wollte die Zeit nutzen, um die Leichen der getöteten Milizionäre aus dem Kampfgebiet herausschaffen.

Nach übereinstimmenden Schätzungen wurden seit Beginn der Kämpfe vor 16 Tagen mindestens 78 Personen getötet und 283 verletzt. Seit dem Eingreifen von Kämpfern der Palästinenserorganisation Fatah von Yassir Arafat am Mittwoch vergangener Woche beschränkten sich die Gefechte nach Angaben aus Sicherheitskreisen auf einen Stellungskrieg.

Amal und Hizbollah kämpfen um die Kontrolle der schiitischen Bevölkerung im Libanon. Bereits im April 1988 war es in der gleichen Region im Südlibanon zu heftigen Kämpfen gekommen, aus denen Amal siegreich hervorgegangen war. Nun hat Hizbollah bereits die Kontrolle über fünf Dörfer zurückgewonnen. Waffenstillstands-appelle des iranischen Staatspräsidenten Haschemi Rafsandschani und des religiösen Führers Ali Khamenei verhallten ungehört. Hizbollah hält es eher mit dem ehemaligen Teheraner Innenminister Ali Akbar Mohtaschemi, ein ausgesprochenen Hardliner und innenpolitischer Widersacher Rafsandschanis, der im November den Libanon besuchte.

Syrien hat die Kämpfe zwar verurteilt, ansonsten jedoch jedoch wenig unternommen. Offensichtlich hat das Regime von Hafez al Assad im Augenblick kein Interesse daran, sich Teile der schiitischen Gemeinde im Libanon durch eine Einmischung zu verprellen, in einer Situation, in der sie vielleicht noch einmal im Kampf gegen den renitenten Christen-General in Ostbeirut, Michel Aoun, gebraucht wird. Für Hizbollah geht es bei den Gefechten sicher auch darum, den Syrern zu zeigen, daß sie eine Kraft sind, mit der gerechnet werden muß. Im Gegensatz zu Syrien, das letzendlich gute Mine zum bösen Spiel machte, haben sie das Friedenabkommen von Taif abgelehnt. Seit dem Waffenstillstand zwischen Iran und Irak hat sich der Konflikt beider Länder im Libanon niedergeschlagen, da das Regime in Bagdad Aoun unterstützt. Syrien und der Irak sind ihrerseits bitter verfeindet, weshalb Assad keinen offenen Konflikt mit Iran will..

b.s.