Neue Preiserhöhungen

■ In Ungarn werden nach den IWF-Auflagen die Subventionen gestrichen / Hamsterkäufe am Wochenende

Budapest (afp/taz) - Die ungarische Regierung hat am Sonntag abend erneut erhebliche Preiserhöhungen für Grundnahrungsmittel, Dienstleistungen sowie Autos und Benzin verhängt, die am Montag in Kraft getreten sind. In Erwartung der Preissteigerungen war es zum Wochenende zu Hamsterkäufen gekommen.

Die Erhöhungen sind auf Vereinbarungen zwischen dem Internationalen Währungsfonds und der ungarischen Regierung zurückzuführen, nach denen die staatlichen Subventionen stark heruntergeschraubt werden müssen, damit Ungarn weiter in den Genuß von IWF-Krediten kommen kann.

Die Preise für Fleisch wurden nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur 'mti‘ um 32 Prozent heraufgesetzt. Die Preise für Milch und Brot stiegen um 42 und 26 Prozent, während Zigaretten, Bier und Spirituosen um 20 bis 25 Prozent teurer wurden. Für Autos muß seit gestern 25 Prozent mehr bezahlt werden, für Benzin rund 10 Prozent mehr.

Selbst ein Umsteigen auf den öffentlichen Nahverkehr nutzt nur wenig: Die Tarife stiegen um rund 50 Prozent. Die Mieten sollen ab dem nächsten Monat Februar um 35 bis 50 Prozent steigen.

Die Preissteigerungen bedeuten eine Erhöhung der Lebenshaltungskosten um 1.300 Forint (rund 39 Mark) bei einem Durchschnittseinkommen von 3.850 Forint (114 Mark). Mehr als zwei Millionen der 10,6 Millionen Ungarn leben nach Angaben der offiziellen Statistik bereits unterhalb der Armutsschwelle.

Für die Empfänger der niedrigsten Gehälter, die von der zweiten Preissteigerungswelle für Grundnahrungsmittel seit Dezember besonders stark betroffen sind, will die Regierung einen Ausgleich schaffen, über dessen Höhe jedoch noch nichts bekanntgegeben wurde.

Der stellvertretende Vorsitzende der Metallarbeitergewerkschaft, Zoltan Hodi, hält eine Anhebung der Mindesteinkommen auf 5.100 Forint und der restlichen Einkommen um zehn Prozent für nötig. Das Spar- und Sanierungsprogramm dürfte dies jedoch unmöglich machen.

diba