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Polit-Müll für die DDR

Die Schönhuber-Partei will am 6. Mai drüben antreten  ■ K O M M E N T A R

Den BürgerInnen der DDR bleibt wirklich nichts erspart. Nachdem die beiden Giganten SPD und CDU schon über die Mauer geklettert sind, um damit die oft konfuse, heftig bewegte und vor allem unfertige Parteienlandschaft unserer benachbarten Übergangsgesellschaft auf das klar vorgestanzte BRD-Maß zu bringen, klopfte nun auch Franz Schönhuber an. Für ihn persönlich blieb der Vorhang noch eisern; die Grenzer ließen ihn nicht rein. Das beklagte er öffentlich und teilte gleichzeitig mit, daß er - zumindest ideell schon rübergemacht hätte. Soll man das glauben? Jein.

Natürlich findet sich in der DDR-Bevölkerung nationalistische Rhetorik, handfester Rassismus und derbe Intellektuellenfeindlichkeit. Niemand kann abstreiten, daß auch Rechtsradikale drüben Wähler finden würden. Nur: Dazu müßte es sie dort erst mal als Partei geben. Ob da eine Partei, die in West-Berlin im Dezember nicht mal einen Parteitag auf die Reihe bekam, deren Hauptaktivität aus inneren Machtkämpfen besteht und deren Berliner Abgeordnetenhausfraktion innerhalb von zehn Monaten um ein knappes Viertel geschrumpft ist - ob so eine Partei dazu prädestiniert ist, Aufbauhilfe im Osten zu leisten, muß stark bezweifelt werden.

Schönhubers Drohung, am Volkskammerwahlkampf teilnehmen zu wollen, zielt deshalb vor allem auf die Westmedien. Hier stehen die nächsten Wahlen vor der Tür. Eine Partei, die seit Monaten raus ist aus den Schlagzeilen, muß sich eben was einfallen lassen - und verfällt auf die gleichen Methoden wie die Konkurrenz: Am Objekt DDR können sich die BRD-Parteien bis zur Verdopplung aufplustern.

Claus Christian Malzahn

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