Kaifu auf Berlinvisite

■ Japans Premier hält Grundsatzrede im Deutsch-Japanischen Zentrum

Staatsbesuch ist, wenn die Journalistin im Stau steckt, den er verursacht. Die Ampelanlage vor dem Schöneberger Rathaus, wo sich Japans Staatsoberhaupt gestern die Ehre zum Eintrag ins Goldene Buch gab, stand auf gelb, als die schwarzen Mercedesse ein Hupkonzert anstimmten. Es sollte zum Deutsch -Japanischen Zentrum gehen, der Stätte des „geistigen Austausches zwischen Japan und Europa“, wie Kaifu jene im monumentalen NS-Stil rekonstruierte ehemalige Botschaft der asiatischen Großmacht würdigte. Im metallic verkleideten schall- und luftdichten High-Tech-Vortragsraum hielt der japanische Premier seine Grundsatzrede zu den jüngsten Ereignissen in Osteuropa und versicherte neben Finanzhilfe und Technologietransfer für die Reformbewegungen in Osteuropa, den Ausbau der kooperativen Beziehungen zu Westeuropa vorantreiben zu wollen. Japan begrüße den Integrationsprozeß der EG ebenso wie die Bewegungen in den EFTA-Ländern. Bezüglich der japanisch-sowjetischen Beziehungen gab sich Kaifu, auf Korea anspielend, fest entschlossen, „nachdem die ungelösten Problem der nördlichen Territorien im Pazifik aus dem Weg geräumt seien“, einen Friedensvertrag abzuschließen. Auch am Friedensprozeß in Kambodscha will sich Japan aktiv beteiligen und bei der Wiederaufbauhilfe eine wichtige Rolle übernehmen. In China sei es im vergangenen Jahr zwar zu den Ereignissen auf dem Platz des Himmlischen Friedens gekommen, dennoch sollte China nicht den Weg der Isolation gehen. Mit optimistischem Ausblick aufs 21. Jahrhundert und den besten Wünschen für Momper schloß Herr Kaifu seine Rede. Und eröffnet war das japanische Buffet.

sl