Von der Seeblockade zum „Routinemanöver“

■ Vorläufiger Rückzieher der US-Administration nach Unmut in Kolumbien / Umfangreiche Operation zur Bekämpfung des Drogenhandels geplant / Auch Radarstützpunkte in Andenstaaten vorgesehen / Dort noch Zurückhaltung Regierung in Bogota fühlt sich übergangen

Washington/Bogota (dpa/wps) - Nach massiven Protesten der kolumbianischen Regierung hat die Bush-Administration ihre Pläne einer Seeblockade des lateinamerikanischen Landes zurückgestellt.

Die Sprecherin des Außenministeriums in Washington, Margaret Tutwiler, sagte, die Vereinigten Staaten erwägen einen Einsatz der US-amerikanischen Marine. Eine Blockade sei jedoch nicht im Gespräch, erklärte Frau Tutwiler weiter.

„Wir planen keine Blockade, sondern nur eine Unterbindung des Drogenhandels,“ erklärte Tutwiler recht ominös. Die Vereinigten Staaten würden keine Aktion ohne Zustimmung der betroffenen Regierungen ausführen.

Doch genau dies ist offenbar geschehen. Nach Washingtoner Lesart sind Einzelheiten einer umfassenden Operation gegen den Drogenhandel vorzeitig an die Öffentlichkeit gelangt.

Mittlerweile hat die Regierung der Vereinigten Staaten zugegeben, daß zwei Kriegsschiffe am Donnerstag letzter Woche in die internationalen Gewässer vor der kolumbianischen Küste entsandt wurden. Die ganze Aktion wurde vom Pentagon jetzt in ein „Routinemanöver“ umdefiniert.

Wie mittlerweile bekannt wurde, ist außerdem geplant, in den Bergen der drei Andenstaaten Kolumbien, Peru und Bolivien von US-amerikanischen Spezialisten Radarstationen betreiben zu lassen, die verdächtigen Flugverkehr überwachen sollen.

Die Soldaten der Vereinigten Staaten sollen allerdings nicht direkt in Kämpfe oder den eventuellen Abschuß von Flugzeugen verwickelt werden.

Verärgerung in Bogota

Die Pläne der US-amerikanischen Administration stießen auf den heftigen Widerstand der kolumbianischen Regierung, zumal die lateinamerikanischen Staaten einer Stationierung von US -amerikanischen Truppen auf ihrem Territorium generell ablehnend gegenüberstehen - eine Position, die durch die US -Intervention in Panama noch gestärkt wurde.

So weigerte sich der kolumbianische Präsident Virgilio Barco, eine Delegation aus Washington zu empfangen, welche ihm die Pläne der Vereinigten Staaten zur Bekämpfung des Drogenhandels in der Region „erläutern“ wollte.

Präsident Barco zeigte sich verärgert darüber, daß er von der Operation erst aus der amerikanischen Presse erfuhr. Außenminister Julio Londono kündigte am Montag sogar seinen Rücktritt an, um gegen die Blockade der Küste zu protestieren.

Dennoch zeigte sich die US-Administration am Montag zuversichtlich, daß die Kontroverse über die Seeblockade eine künftige Kooperation mit den Andenstaaten auf dem Gebiet der Drogenbekämpfung nicht beeinträchtigen wird.

Für den 15. Februar ist in der kolombianischen Stadt Cartagena ein Gipfeltreffen der drei Staaten gemeinsam mit Bush angesetzt. Peru hat allerdings nach der Panama-Invasion seine Teilnahme zunächst offengelassen.