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Vogeler will frei weitermachen

■ Akzent-Buchhandlung im Fedelhören wird schließen / Buchhändler gekündigt

In den Strudel des kleinen westdeutschen DKP-Imperiums ist nun auch die Bremer Heinrich-Vogeler-Buchhandlung im Fedelhören geraten. „Bis 13. Januar“ sei der Laden geschlossen, hängt ein handschriftlicher Zettel am Schaufenster, dahinter sieht man die Buchhändler mit einer Generalinventur befaßt. Das „Protokoll des 9. Parteitages der DKP“ liegt schon im Karton und geht zurück, auch die „Stalin-Bewältigungen“ ausgerechnet aus dem Partei-Verlag Marxistischen Blätter dürften inzwischen unverkäuflich sein. Die Akzent-Läden - die Heinrich-Vogeler-Buch handlung gehörte zu der aus Düsseldorf zentral finanzierten Kette mit 27 Filialen - hatte ein großes Sortiment des aus der DDR finanzierten Pahl-Rugenstein-Verlag, der Konkurs angemeldet hat.

Das Image des „DKP-Buchladens“ stört den Buchhändler Manfred Keiper. Er hat seit langem versucht, ein weit breiteres Publikum anzusprechen, aus der DKP ist er persönlich inzwischen auch ausgetreten. In seinem Laden hat im vergangenen Jahr die Witwe des in der Stalin-Zeit ermordeten Bucharin genauso eine Lesung gehalten wie der arabische Märchenerzähler Salem Alafenisch. Die große Mehrzahl des Vogeler-Bestandes in Bremen gehört mehr in die Sparte „Kultur“ als in die harte Politik.

Der Buchhändler hat um die Übernahme seines Bestandes verhandelt, er würde sein Geschäft gern als unabhängigen, fortschrittlich-kulturell orientierten Buchladen fortführen. Den Namen möchte er beibehalten, weil Vogeler ihm als Symbol für einen kritischen Marxismus gilt.

Vorerst gehört das Geschäft allerdings noch wie die 27 anderen Akzent-Buchhandlungen der „Handels-GmbH & Co KG“ in Düsseldorf. Die will ihre Buchläden meistbietend verkaufen und da haben potentere ihr Interesse angemeldet. Vor zwei Jahren gegründet, habe die Handels-GmbH

zunächst mit Fleisch-und Fleischerei-Geschäften „eine schnelle Mark“ verdienen wollen, wie Buchhändler Kiefer das nennt, um die Defizite im Buchhandel ausgleichen zu können. Geschäftspartner: Die Sowjetunion.

Das Geld fließt offensichtlich nicht mehr, die Handels-GmbH will sich - so heißt es - ganz auf das Fleisch-Geschäft stürzen und hat den für die 27 Buchläden zuständigen Geschäftsführer schon entlassen, die Angestellten haben bundesweit ihre fristgerechten Kündigungen erhalten.

K.W.

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