Grobe Rechenfehler beim Kongreßzentrum

■ Statt 55 Millionen wird der Nobelbau wahrscheinlich mehr als das Doppelte kosten

„Ist man völlig ruiniert, lebt sich's völlig ungeniert.“ Nach diesem Motto springt offensichtlich der bremische Wirtschaftssenator mit seinem Kollegen für Finanzen um. Für 55 Millionen sollte vor allem auf Betreiben des Wirtschaftssenators bei der Bremer Stadthalle ein gediegenes Kongreßzentrum entstehen.

Im Oktober erfuhr die taz aus der planenden Baubehörde, daß der Bau zwar etwas, keinesfalls aber um gleich um 50 Prozent teurer werde. Keine drei Monate später ist eine Steigerung der Baukosten um 100 Prozent sehr wahr

scheinlich. Auch wenn der Senatsdirektor in der Wirtschaftsbehörde, Frank Haller, sich „bemühen“ will, daß das Gebäude nicht teurer als 100 Millionen Mark wird, wird inzwischen von einer Gesamtbausumme von 120 Millionen ausgegangen.

Einer der Gründe für die enorme Verteuerung hätte vermutlich ein Bauingenieurstudent im sechsten Semster mit einer Statikberechnung erkannt: Die Hallen II und III der Stadthalle müssen abgerissen werden. Die Gebäude sind nicht geeignet, den ursprünglich geplanten Überbau

zu tragen. Auf einen weiteren Fehler hätte den Wirtschafts -und Bausenator jeder hinweisen können, der schon einmal eine Gartenlaube gebaut hat: Bei Baupreisen sollten immer Preissteigerungsraten einkalkuliert werden.

Das Kongreßzentrum war in der SPD lange umstritten. Nachdem jetzt offenbar geworden ist, daß die Kritiker mit niedrigen Preisschätzungen beruhigt werden sollten, gilt die Devise: Augen zu und durch. SPD-Fraktionsschef Dittbrenner jedenfalls will an „dem Ding“ nicht mehr rütteln lassen.

hbk