Sozialbehörde läßt Gesundheitsprojekt platzen

■ Aussiedler statt Gesundheitscenter im Viertel

Das Konzept stand, die Interessenten standen auf der Matte, die Verträge waren unterschriftsreif. Buchstäblich in letzter Minute ist ein im Bremer Ostertor geplantes Dienstleistungscentrum für Gesundheitsprojekte jetzt doch noch geplatzt. In das Gebäude an der Friesenstraße 29/30, in dem bis zum Jahresende die Berufsberater des Arbeitsamtes Fachpersonal vermittelten, werden statt Hebammen, Masseurinnen und Musiktherapeutinnen jetzt ca. 80 Aus-und Übersiedler einziehen. Die Sozialbehörde und die Bremische Gesellschaft schnappten den Gesundheitsprojekten das Gebäude mit rund 1200 qm Nutzfläche vor der Nase weg.

Seit der Auszug des Arbeitsamtes fest stand, inzwischen seit fast einem Jahr, hatte die „Holon-Gesellschaft für ökologische Projekte“ sowie das „rhizom„-Projekt, das in Bremen bereits erfolgreich zahlreiche Umschulungsmaßnahmen im Öko-Bereich durchführt, mit der Eigentümer-Gesellschaft des Gewerbekomplexes, der Düsseldorfer Immobilien-Leasing (DIL), verhandelt. Ihr neues Konzept für das Gebäude: Alles um die Gesundheit unter einem gemeinsamen Dach mitten im Viertel - von der Tiefenentspannung bis zur Vermarktungsgenossenschaft für Öko-Gemüse, vom Yoga-Centrum bis zur Hebammenpraxis. In den Vorgesprächen mit der DIL erreichten die rhizom-und Holon-Projektmanager konkrete Zusa

gen und den offiziellen Auftrag, die nötigen Umbauten zu organisieren. Mit den künftigen Nutzern wurden bindene Vorverträge abgeschlossen. In den vorderen Trakt des Gebäudekomplexes, der von einem Bremer Architekten dazugemietet wurde, zogen bereits eine musiktherapeutische Praxis und ein Reiseveranstalter ein - im Vertrauen auf den künftigen „Standortvorteil“ eines Dienstleistungscentrums.

Erst im Dezember 89 überlegte es sich die DIL anders. Auch in Düsseldorf hatten sich die Bremer Behördennöte bei der Unterbringung von Aus-und Übersiedlern rumgesprochen: Das Gebäude wurde offiziell der Sozialbehörde als Notunterkunft angeboten. In ihrem Auftrag schloß die Bremische einen Mietvertrag ab - zu weit höheren Mietpreisen, als sie mit den Gesundheitmanagern vereinbart waren, aber immer noch „marktüblichen“ auf dem Aussiedler-Wohnungsmarkt, wie ein Behördensprecher gestern versicherte. Daß mit dem Mietvertrag auch die monatelangen Planungen der Alternativ -Manager zu Makulatur geworden waren, will man in der Sozialbehörde nicht gewußt haben.

Inzwischen haben die Holon-und rhizom-Manager Sozialsenator Scherf offiziell aufgefordert, zu ihren Gunsten auf das Gebäude zu verzichten. Der Erfolg ist fraglich: Die Handwerker bauen bereits Gemeinschaftstoiletten und Waschbecken ein.

K.S.