„Polnische Währung“

Gerüchte über Geldreform / Banknote zum Selbermachen  ■ MIT DER ZLOTY-ZUKUNFT AUF DU UND DU

Die seit einiger Zeit kursierende Gerüchte über eine bevorstehende Währungsreform in Polen haben neuen Auftrieb erhalten. So hat die Regierung in der Neufassung des Joint -venture- und des Devisengesetzes überall den Ausdruck „Zloty“ durch „polnische Währung“ ersetzen lassen. Offenbar will man sich damit die Möglichkeit offenhalten, gegebenenfalls eine neue Währung einführen zu können. Allerdings hat sich dazu noch niemand öffentlich bekannt. Ein Vertreter der „Agentur für Auslandsinvestitionen“ erklärte die Änderung damit, daß im alten Devisengesetz bereits dieser Ausdruck gebraucht worden sei und es sich nur um eine redaktionelle Anpassung handle.

Für eine bevorstehende Änderung der polnischen Währung spricht auch, daß mit der Umbenennung des Staates in „Republik Polen“ auch der polnische Adler seine Krone wieder bekommen hat - auf den Banknoten steht allerdings noch „Volksrepublik Polen“, und der Adler ist barhäuptig. Auch wirtschaftliche Gründe sprechen für einen Geldwechsel: So hat die Nationalbank im Januar eine neue 200.000-Zloty-Note in Umlauf gebracht, die dermaßen leicht zu fälschen ist, daß sich die Wechselstuben bereits geweigert haben, sie anzunehmen. Warschauer Taxifahrer verkünden, es handle sich um die neue Eintrittskarte ins Schloß, das auf der Note abgebildet ist. Vertreter der Nationalbank erklären, aufgrund der immensen Zunahme des Zahlungsverkehrs habe man schnell handeln müssen, um einen Zusammenbruch der Infrastruktur der Banken zu verhindern.

In der Bevölkerung vorhandenen Befürchtungen über eine Währungsreform sind dennoch kaum begründet. Sollte allerdings die Regierung etwas derartiges planen, dürfte es sich nur um einen Geldwechsel zu einem bestimmten Verhältnis handeln. Eine gleichzeitige Kaufreduktion wie bei der Reform von 1949 in der Bundesrepublik, als die alte Währung ihren Wert völlig verlor und pro Person nur fünfzig neue DM ausgegeben wurden, wäre mit dem Wirtschaftsprogramm der Regierung nicht zu vereinbaren.

Klaus Bachmann