BVG soll Bäume retten

■ Die BVB (Ost) will bei der BVG (West) U-Bahnwaggons abstellen / Grund: Umweltschützer protestieren gegen einen neuen Betriebshof in Pankow / Senat arbeitet an einem vorläufigen Zeitplan für neue S-Bahnstrecken

Mit der Bitte um Hilfe wollen sich in den nächsten Tagen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVB) an die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wenden. Die BVB (Ost) will sich erkundigen, ob sie U-Bahnwaggons des sogenannten Kleinprofils im Ruhlebener Betriebshof der BVG (West) abstellen und instandhalten lassen könnte. Wolfgang Predl, Vize-Kombinatsdirektor der Ostberliner BVB zur taz: „Wir wollen in den nächsten Tagen mit der BVG in West-Berlin reden.“

Wolfgang Predl, der auch technischer Direktor bei den Berliner Verkehrsbetrieben ist, will damit auf eine Forderung des runden Tisches der Hauptstadt reagieren. Das Gremium hatte Protest gegen Pläne der BVB angemeldet, in der Pankower Granitzstraße einen neuen Betriebshof zu bauen. Grund: 500 Bäume und Sträucher müßten für das Vorhaben gekappt werden. Dürfte die BVB den BVG-Betriebshof Ruhleben mitbenutzen, könnte das neue Werk in der Granitzstraße kleiner ausfallen, Bäume und Sträucher könnten geschont werden. Bei der BVG (West) konnte die taz gestern nachmittag keine Antwort auf die Ostberliner Fragen bekommen. Eigentlich warten auch die Verkehrsbetriebe des Westens darauf, daß die Ostberliner Kollegen mit dem Bauvorhaben in Pankow zu Potte kommen. Bisher nämlich parkt die BVB ihre Kleinprofilwagen auf den Gleisen zwischen dem Bahnhof Otto -Grotewohl-Straße und der stillgelegten Station Potsdamer Platz. Damit blockiert sie vorerst auch Pläne, diesen großen Umsteigebahnhof wieder zu eröffnen. Erst in „zwei oder drei Jahren“, bestätigte gestern Predl, wäre der Bahnhof frei. Erst dann käme auch wieder ein durchgehender U-Bahnbetrieb von Pankow bis Ruhleben und Krumme Lanke in Frage, wie er bis zum Mauerbau zum Alltag gehörte.

Würde die BVG in Ruhleben Platz für BVB-Waggons machen, könnte vielleicht auch der Bahnhof Potsdamer Platz schon eher benutzt werden. Vorher müßten aber auch in West-Berlin Hindernisse abgebaut werden. Auf der alten U-Bahntrasse zwischen Potsdamer Platz und Gleisdreieck stehen zur Zeit nämlich die Ständer der M-Bahn. Sie müßte, wie berichtet, abgerissen werden.

Schneller ginge es, wenn sich die Senatsverkehrsverwaltung mit einem neuen Vorschlag durchsetzt, den Referatsleiter Eberhard Gerdum gestern der taz verriet: Die BVB könnte mit der U-Bahn bis zum Potsdamer Platz fahren, dort müßten die Fahrgäste aussteigen, die Grenzkontrollen passieren und dann wieder in die S-Bahnzüge der BVG einsteigen. „Das wäre die schnellste Möglichkeit, den Potsdamer Platz wieder in Betrieb zu nehmen“, meint Gerdum.

Die erste neue grenzüberschreitende Bahnlinie wird allerdings vermutlich woanders eröffnet: Zwischen dem Westberliner Ortsteil Frohnau und Hohenneuendorf in der DDR könnten die S-Bahnen schon 1991 wieder fahren. Hier sei die Reparatur der alten Schienen „am einfachsten“, schätzt Ingenieur Nikolaus Kapp von der Senatsbauverwaltung. Mit der Reichsbahn in Ost-Berlin ist man sich relativ einig, daß drei weitere S-Bahnstrecken auf der Prioritätenliste stehen: Die Trasse zwischen dem S-Bahnhof Baumschulenweg in Treptow und dem Bahnhof Neukölln, dann die Route Wannsee-Potsdam und dann schließlich die Verbindung Lichtenrade-Mahlow.

Stimmt die DDR dem vorläufigen Zeitplan der Baubehörde zu, dann könnte die S-Bahn schon ab 1992 nach Mahlow und Potsdam rattern. Zwischen Neukölln und Treptow schalten die Signale dagegen vermutlich erst 1993 auf „Grün“. Hier müßten neue Brücken geschlagen und der Bahnhof Köllnische Heide modernisiert werden, gibt Kapp zu bedenken. Einen entsprechenden Bericht will Verkehrssenator Wagner (SPD) in der Senatssitzung am Dienstag vorlegen. Dann müßten die Berliner nur noch einen für ihre Pläne gewinnen: Bundesfinanzminister Theo Waigel. Er soll nämlich zahlen.

hmt