Erstes Joint-venture in Berlin

■ Der Dresdener VEB Robotron und die Westberliner Data-Print GmbH wollen Computersoftware entwickeln und vertreiben / 1990 fünf Millionen D-Mark Umsatz?

Mikro-Chips aus Ost und West sollen noch dieses Jahr zusammenarbeiten: Das VEB-Robotron-Projekt Dresden und die Berliner Data-Print GmbH haben ein gemeinsames Unternehmen für die Entwicklung und den Vertrieb von Datenverarbeitungsprogrammen gegründet. Der Gesellschaftsvertrag wurde gestern in der „Berliner Handels und Frankfurter Bank“ unterzeichnet, die für die Finanzierung zur Verfügung steht. Wirtschaftssenator Mitzscherling (SPD) hofft, daß sich die Zusammenarbeit zwischen kleinen und mittleren Betrieben unserer Stadt mit Betrieben der DDR weiter vertieft.

Daß der Vertrag vorerst „noch schwebend unwirksam“ ist, bemängelte Mitzscherling. Denn in den Gesetzbüchern der DDR fehlen bisher Joint-venture-Paragraphen. Und auf westdeutscher Seite bedarf es noch einer devisenrechtlichen Regelung im Rahmen des Berliner Abkommens von 1951, das die Grundlage für den innerdeutschen Handel bildet und keinen Rahmen für solche Art der Zusammenarbeit vorsieht. Der Wirtschaftspolitiker hat den Bundeswirtschaftsminister gebeten, „die erforderliche Verordnung möglichst zu erlassen“. Ein Joint-venture mit der DDR dürfe nicht an beiderseitigen bürokratischen Hindernissen scheitern.

Das Stammkapital von 100.000 West-Mark bilden beide Firmen aus der Mikro-Chip-Branche zu gleichen Teilen. Die „Data -Print-Robotron System GmbH“ will in der Bundesrepublik und der DDR mit dem Vertrieb eines Hotel-Computersystems, eines Datenbanksystems sowie mit einem System für Bürokommunikation beginnen. Für dieses Jahr erwarten Data -Print und Robotron bereits einen Umsatz von 5,5 Millionen Mark. Im nächsten Jahr sollen auch die Märkte in Osteuropa und der UdSSR mit deutsch-deutscher Software überschwemmt werden.

Sitz des neuen Bit-Unternehmens ist Berlin, eine weitere Niederlassung ist in Dresden geplant. Entsprechende gesetzliche Regelungen müßten in DDR noch geschaffen werden.

diak/dpa