Wenn die Baubehörde Häusle baut

■ ... kommt entweder Pleite (Kongreßcentrum) oder Plus (Eigenheim) heraus

Daß eine komplette Baubehörde sich bei der Kalkulation eines Kongreßcentrums mal eben um runde 50 Millionen verhaut, hat in Bremen manche verwundert. Was die „manchen“ nicht wissen: An der Spitze dieser Baubehörde steht ein Mann, der schon in Schwierigkeiten kommt, wenn er nur sein eigenes Einfamilienhäuschen kalkulieren soll. Der Mann ist Senatsdirektor Manfred Osthaus, und seine Schwierigkeiten sehen so aus:

Als Osthaus vor einem Jahr als frischgebackener Senatsdirektor nach Bremen zog, brauchte er natürlich ein Dach über dem Kopf. Auch Politiker haben schließlich ein Recht auf Obdach. Und wenn's sein muß, auch ein eigenes. Osthaus kaufte ein Haus, ein schönes Haus in der Besselstraße für runde 300.000 Mark, aber ein Haus mit Haken. Es wohnte schon jemand da. Der mußte raus für Osthaus: Eigenbedarf nennt der Mietrechtsexperte sowas und fügt hinzu, daß dagegen kaum ein Mieter-Schutzkraut gewachsen ist. Herr Osthaus versüßte dem ungeliebten Mieter den Abschied aus der Besselstraße mit einer kleinen Abfindung, Frau Osthaus war bei der Suche nach einer neuen Bleibe behilflich. Intensiv behilflich. Offensichtlich so intensiv, daß sich plötzlich sogar ganz unvermutete Hände für die Wohnungssuche des Osthausschen Untermieters regten. Sogar von der „Bremischen“, die normal sterbliche Wohnungssuchende ansonsten doch nur auf lange Wartelisten setzt, bekam der Osthaus-Untermieter plötzlich ganz unerwarteten Besuch: Ob man ihm nicht vielleicht bei der Suche nach einer neuen Bleibe behilflich sein könne. Mit vereinten Kräften und guten Beziehungen wurde schließlich ein neues Quartier aufgetan. Der Mann zog aus, das Osthaus -Haus war leer. Und nun - mochten Osthausens selbst nicht mehr. Das per Eigenbedarfs-Hinweis entmietete Haus wurde noch ein bißchen (30.000 Mark) teurer und verkauft. Familie Osthaus zog in eine hübsche, geräumige Mietwohnung in bester Lage.

Böse, wer sich dabei Böses denkt, und gleich von Grundstückspekulation redet, wie man sie unter Sozialdemokraten bekanntlich gar nicht gern (öffentlich) sieht. Denn im Grunde wollte Familie Osthaus erstens sowieso nie ein Haus kaufen, sondern nur eine Wohnung mieten. Zweitens mußten sie beim Bezug des Hauses feststellen, daß ein Bremer Haus Treppen hat und damit hatten sie jedenfalls in diesem Umfang - einfach nicht gerechnet. Drittens haben sie einfach gar nicht gewußt, was bei einem Hauskauf so alles an Hypotheken auf einen zukommt. Und viertens, der kleine Aufschlag auf das mieterfreie Haus hat auch gerade nur die Unkosten gedeckt. Unsere Bitte: Sobald Sie das Kongerßcentrum fertig haben, lieber Herr Osthaus, verkaufen Sie es. Für uns alle.

Rosi Roland