Walle wird Weltspitze

■ Bremer Handballerinnen zur Weltmeisterschaft? / Handballakademie geplant

Das Grundrezept war einfach: man nehme einen engagierten Sponsor, einen entschlossenen und fähigen Trainer, investiere hinreichend Geld, erst in der Heimatstadt (sprich: Hastedt), dann in der Republik und anschließend im Ausland (buchstabiere: Ungarn), und du bekommst eine kaum schlagbare Handballtruppe zusammen. So tat es der TuS Walle und schaffte den Sprung

von der Nordseeliga bis - am Ende dieser Saison - zur Bundesliga im Frauen-Handball. Ende der Kochkunst?

Für den TuS Walle, der sich jetzt TuS Walle-Bremen nennt und damit Anspruch auf kommunale Förderung anmelden will, nicht. Das Grundrezept wird verfeinert. „Es ist bedauerlich

-und auf Dauer geht das nicht, wenn Handballnur durch eingebürgerte Spielerinnen erfolgreich bleibt.“ Der das sagt und damit nicht nur die Bundes-Nationalfrauschaft meint, sondern vor allem den TuS Walle, heißt Helmut Kosmehl. Er hat erstens recht (denn Walle verdankt seine jüngsten Erfolge auch den eingebürgerten oder eingeheirateten Ausländerinnen namens Aniko Geczi, Czilla Elekes, Eva Kiss und Klara Orban) und zweitens Ahnung. Schließlich war Kosmehl nicht nur Handball und Fußball-Bundesligaspieler, sondern auch Nationaltrainer in Mauritius und Taiwan, USA und Uganda, mal im Fußball, mal im Handball, und vor Jahren auch am Aufstieg der Handballerinnen Südkoreas beteiligt. Dieser Kosmehl also will über den TuS Walle den Frauenhandball wieder auf deutsche Füße stellen. Vom Handball-Magazin als „Weltenbummler“ bezeichnet, hat Kosmehl präzise Vorstellungen: Er will im Waller Sportzentrum am

Hohweg ein Trainer-und ein Trainingszentrum aufbauen. Für Kinder aller Altersgruppen, beginnend mit einem Kindergarten für die Fünf-jährigen, will er Spielgruppen aufbauen, um Mädchen Schritt für Schritt an den Leistungshandball heranzuführen. Dabei nimmt er den Begriff Spiel ganz ernst. „Es geht nicht um Kondition, auch nicht um Handball oder Fußball, es geht um die Lust, mit dem Ball umzugehen“, sagt Kosmehl und hofft, dadurch die Grundlage für einen technisch guten und spielerisch anspruchsvollen Handballsport zu schaffen. „Wer mit Kindern Runden rennt, Kondition bolzt, kann gehen.“ Damit spricht er die Vereinstrainer an, die er in seiner Handballakademie ausbilden will. Erst die aus Walle und dann auch gerne Gasttrainer aus anderen Vereinen. „Wenn wir Erfolg haben, läuft das von selbst.“ Und Erfolg will Kosmehl haben. „Schließlich klappt das in Südkorea und den USA auch“, erklärte er der Bremer Presse und den skeptischen Vertretern des Handballbundes. Und damit der Erfolg auch schnell

kommt, trainiert Kosmehl die ältesten Mädchen des Bundesliganachwuchses selbst. „Wann geht's los, Herr Kosmehl?“

„Nächste Woche“. Das ist ernst gemeint. Schließlich hat der Verein samt Sponsor Brüggemann viele Zehntausende locker gemacht. Kosmehl, der Profi, - wie er sich nennt - hat einen Zweijahresvertrag. Ein Team aus Manager, Arzt und Rechtsanwalt, sowie etliche Trainer stehen ihm zur Seite.

Die Restfinanzierung - eine Million oder mehr - soll durch den Erfolg der künftigen Bundesligisten herangeschafft werden. Manager Behr weiß von Sponsoren, die schon auf den Sprung stehen. „Wenns klappt“, betont Kosmehl, „wird Walle Weltspitze. Mit seiner Handballakademie und Brüggemanns Einkäufen. „Der Knüller“, so der Sponsor Brüggemann, „kommt im Sommer.“ Dann, das versprach Kosmehl, könne der Handballbund dem TuS Walle als Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft schicken.

Dieter Mützelburg