Keine Identifikation

■ Betr.: Drogenhaus Roonstraße, taz-Bericht vom 8.1.

Liebe taz, lieber K.S., ach wie gut macht es sich, gegenüber alteingesessenen, idylle-süchtigen Kleinbürgern die Er -niedrigsten und Be-leidigsten der Gesellschaft in Schutz zu nehmen Bringt es einen doch in wohlige Übereinstimmung mit Teilen der Szene (hat man ja nicht immer) und mit denen, die mit klammheimlicher Freude dem St. Florian danken, und: es kostet ja nichts, wenn man in der - eher großbürgerlichen Contrescarpe wohnt !

Im Ernst: unter 'Hintergrund‘ erwarte ich (und vielleicht noch andere taz-LeserInnen) etwas mehr als Stimmungsmache, z.B. die Information, daß das Haus zu einem weit überhöhten Preis von der Bremischen einem langjährigen SPD-Mann abgekauft wurde; das 'Projekt‘ (ein solches liegt in Wirklichkeit bis heute nicht vor) ohne vorherige TOP -Ankündigung, im Beirat durchgepeitscht wurde unter Mitwirkung von Anwohnerin und SPD-Beiratsmitglied Gisela Howey. Die von „Viertelbürgermeister„(ha'ha) Heck in Anspruch genommene Eilbedürftigkeit sozusagen sehenden Auges herbeigeführt worden ist, da das Problem (Schlafplätze für obdachlose Junkies) lange bekannt war und eine Lösung an wohnungspolitisch relativ unempfindlicher Stelle leicht möglich gewesen wäre; die Realisierung des 'Projekts‘ in dieser Straße dem Konzept der Dezentralisierung des Drogenproblems ins Gesicht schlägt; das 'Projekt‘, gemessen an der gültigen Bauordnung („reines Wohngebiet“), eine unzulässige Verwendung darstellt; die Anwohnerinnen gegen die (ursprünglich vorgesehene) Nutzung als Wohnmöglichkeit für Asylbewerber nichts eingewendet hätten; das Hauptargument die über 60 Kinder der Straße waren; die „Idylle“ darin besteht, daß täglich über 400 Züge in 10 m Abstand an den unisolierten Altbauhäusern vorbeirasen, daß die Straße trotz Bürgerinitiative nicht verkehrsberuhigt wird, daß unsere Kinder einen ungesicherten Schulweg von fast zwei km haben, aber keinen Spielplatz und keinen öffentlichen Kindergarten, und die von euch extra herausgestellte pro-Gruppe noch nicht einmal 1% der AnwohnerInnen ausmacht und ihre Identifikation mit dem bisher intakten Sozialklima der Straße eher schwach ist.

Der böse Jürgen, P.S. Bitte nennt meinen vollen Namen nicht, in unserer „Idylle“ gab es in den letzten zwei Wochen schon drei Einbrüche, eine eingeworfene Fensterscheibe und mindestens sieben Autoeinbrüche

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