„Im fremden Milieu“

■ Die DDR-Zeitschrift 'horizont‘ berichtet über Ausländer / 177.500 leben in der DDR Die meisten kommen aus Vietnam / Nur 112 Nicht-Deutsche sind gewählte Volksvertreter

In der DDR leben rund 177.500 Ausländer. Davon haben 43.033 einen ständigen Wohnsitz und 134.525 einen länger befristeten Aufenthalt in der DDR, berichtet die Monatszeitschrift 'horizont‘ nach Angaben der Nachrichtenagentur 'adn‘ in ihrer Januar-Ausgabe. 112 Ausländer sind gewählte Volksvertreter. Es gebe Überlegungen zur Veränderung der Ausländergesetzgebung. Verfahrensfragen und Durchführungsbestimmungen sollten rechtlich verbessert und überschaubarer gestaltet werden. Meist seien es private Gründe, die jemanden veranlaßten, seinen ständigen Wohnsitz in der DDR zu nehmen. Derzeit seien von den 43.033 rund 11.000 Bürger aus der Sowjetunion, etwa 11.000 aus Polen und 9.000 aus Ungarn. Rund 500 polnische Bürger hätten einen Antrag auf Übersiedlung in die DDR gestellt. Ein länger befristeter Aufenthalt werde für Studenten, zur Berufsausbildung oder Berufsausübung gewährt. Der weitaus größte Teil lebe in der DDR auf der Grundlage von Regierungsabkommen, um vier oder fünf Jahre in einem Betrieb zu arbeiten. 94.000 ausländische Arbeiter sind in nahezu 1.000 Betrieben beschäftigt. 60.000 kommen aus Vietnam, 16.000 aus Mosambik, 9.000 aus Kuba, 7.000 aus Polen und je 1.000 aus Angola und China. „Oft sind die Vietnamesen die einzigen Ernährer ihrer zu Hause lebenden Familien. Diese ausländischen Mitbürger leben bei uns gleichberechtigt nach dem Gesetz, aber dennoch unter weit schwierigeren Bedingungen als ihre DDR-Kollegen: ohne ihre Familien, im Wohnheim, in einem fremden Milieu“, heißt es bei 'adn‘. 85 Prozent arbeiteten im Schichtsystem. Der gesamte Zuwachs an Schichtarbeit in den vergangenen zwei Jahren sei von ihnen bewältigt worden. „Sie halten manchen Betrieb aufrecht, der aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen eine hohe Fluktuation zu verzeichnen hatte.“

dpa