Lummer? Na und?

■ Bundespräsident von Weizsäcker sah 1982 nach Lummers Agentenbeichte bei ihm „keinen dringenden Handlungsbedarf“

Berlin (dpa) - Als Regierender Bürgermeister in Berlin hat Bundespräsident Richard von Weizsäcker 1982 offensichtlich „keinen dringenden Entscheidungsbedarf“ in der Spionageaffäre um den damaligen CDU-Innensenator Heinrich Lummer gesehen. Dies sagte der frühere Leiter des Landesamtes für den Verfassungsschutz, Franz Natusch, am Freitag vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß, der frühere Kontakte des CDU-Politikers zu dem inzwischen aufgelösten DDR-Staatssicherheitsdienst aufklären soll.

Lummer habe ihn erst nach Erpressungsversuchen des Ost -Berliner Geheimdienstes im Sommer 1982 die damals bereits abgebrochene Beziehung zu der DDR-Agentin Susanne Rau offenbart. Danach habe er auch Weizsäcker informiert. Als Bürgermeister war Lummer damals Stellvertreter Weizsäckers im CDU/FDP-Senat.

Natusch sagte jetzt vor dem Ausschuß, Weizsäcker habe sich bei einem späteren Gespräch mit ihm „nicht auf eine eingehende Erörterung eingelassen“. Er habe darauf hingewiesen, daß seine Zeit knapp sei und Lummer ihn bereits „voll informiert“ habe. Möglicherweise habe Lummer aber damals verharmlost, sagte Natusch.