Arbeitsüberlastung beim Paßamt

■ Vier Monate Wartefrist auf neue Ausweispapiere / Licht am Ende des Tunnels: in 5 Jahren

Donnerstag vormittag im Bremer Paßamt am Wall 196: Obwohl das Amt in einer halben Stunde schließt, warten noch ca. 40 Leute auf Bedienung an den vier Schaltern, wo sie nach ihren Anfangsbuchstaben vorsortiert werden.

Trotz des Andrangs erklärt Frau Finke, die Leiterin des Paßamtes, einer älteren Dame geduldig, warum sie am besten jetzt schon einen neuen Paß beantragt, obwohl ihrer erst im April abläuft, und warum sie gleichzeitig noch einen vorläufigen Reisepaß beantragen muß: Es werden vier Monate vergehen, bis sie das neue Dokument in den Händen hält.

Nein, Presse-Fragen zu beantworten in dieser hektischen Zeit, dafür sei nun leider wirklich kein Platz, entschuldigt sich Frau Finke, während der Herr hinter mir schon aufmüpfig zu werden droht.

Dieter Trappmann, Abteilungsleiter für die Abteilung Melde -, Paß- und Ausländerangelegenheiten, zur augenblicklichen Situation der Behörde: „Wir haben im Moment mit drei Schwierigkeiten zu kämpfen: Wir müs

sen jetzt alle Pässe erneuern, die 1985 ausgestellt oder verlängert worden sind, weil jeder Bundesbürger mit den neuen, fälschungssicheren Papieren ausgestattet werden soll. Das gilt natürlich auch für die Personalausweise. Da betrifft es alle Papiere, die vor 5, 10 und 15 Jahren ausgestellt wurden. Früher dauerte das Verfahren höchstens eine Woche, weil wir alles selbst machen konnten.

Durch den Umweg über die Bundesdruckerei in Berlin und ein besonderes Verfahren bei der Registrierung der Nummern dauert alles viel länger. Zusätzliche Arbeit entsteht durch die Übersiedler aus der DDR. Weil sie neben den Ausweispapieren auch noch eine Lohnsteuerkarte brauchen und sich polizeilich anmelden wollen, kommt es schon vor, daß ein Ehepaar einen unserer Mitarbeiter 1 1/2 Stunden beschäftigt. Da kommt es natürlich zu Unmut unter den Wartenden.“

Das dritte Problem ist ein Folgeproblem aus der Arbeitsüberlastung: Weil die Ausstellung der neuen Papiere mindestens vier Monate dauert, muß jeder An

tragsteller zusätzlich einen vorläufigen Paß und/oder Personalausweis beantragen, der nach einer Woche abzuholen ist. Von den 9000 Papieren, die monatlich ausgestellt werden, sind momentan 2000 vorläufig. Zufall oder Folgeerscheinung: Acht MitarbeiterInnen wechselten auf eigenen Wunsch in andere Abteilungen. Der Ersatz muß erstmal eingearbeitet werden. Eine Mitarbeiterin mußte gehen, weil sie, so Trappmann, „sich dem Arbeitstempo nicht anpassen konnte“.

Aber immerhin, das mögliche Endee der Arbeitsüberlastung ist absehbar: Spätestens in fünf Jahren, wenn alle Bürger mit den fälschungssicheren Papieren ausgestattet sind, gibts nicht mehr viel zu tun, denn der Plastikpaß gilt 10 Jahre. 16 bis 26-Jährige müssen sich allerdings nach wie vor alle fünf Jahre ihr verändertes Aussehen in einem neuen Paß dokumentieren lassen. Beate Ram