Eicher und Gebers

■ Zwei Exbassisten, zwei Labelgründer aus der Jazztradition, zwei Labels: ECM und FMP

Den einen ist er Klangavantgardist, ein Avantgardist freilich, dem sich klangliche Konsonanz keineswegs musikalischer Um- und Neubewertung entgegenstellt. Den anderen indes gilt er als fanatischer Klangästhet: zu glatt, zu unterkühlt, zu statisch. Die Rede ist von Manfred Eicher (46), dem Produzenten der „Edition of Contemporary Music“, kurz ECM genannt.

Hoch gelobt und mit nationalen und internationalen Ehrungen ausgezeichnet, ist das 1969 in München gegründete ECM-Label längst zur ersten Adresse improvisierter Musik in Europa geworden. Längst sind ECM-Musiker wie Keith Jarrett oder Jan Garbarek in aller Munde. Und längst hat das Münchner Klangunternehmen auch wirtschaftlich Fuß gefaßt, ja mit Keith Jarretts Köln Concert gar einen Millionen-Seller gelandet. Seit Anfang der 80er Jahre widmet sich Manfred Eicher mit den „ECM New Series“ auch alter und zeitgenössischer notierter Musik.

Eicher, der sich weit mehr als Musiker denn als Produzent versteht, hat an der Berliner Musikhochschule Kontrabaß studiert. Und wie ein Basso ostinato durchzieht der perfekt realisierte „Eicher-Sound“ die ECM-Klangtextur. Es ist eine ohrenfällig „cineastische“ Textur. Ein Gewebe, das klangliche, plastische und visuelle Ebenen vereint. Ein verschatteter Raumklang, der oftmals an ins Akustische gewendete Landschaften von Angelopoulos und Tarkowskij erinnert.

Auch Jost Gebers, Gründer des FMP-Labels, war ursprünglich Bassist. Er gehört zu den Musikern, die Ende der sechziger Jahre als Gegenfestival zu den Berliner Jazztagen das „Total Music Meeting“ schufen, die Unabhängigkeitserklärung des europäischen Free Jazz. Die Musiker fingen an, auch ihre Platten zu produzieren. Daraus entstand das FMP-Label, das Gebers heute leitet. Zu den Musikern des Labels, das seither rund 200 Platten veröffentlicht hat, gehören Peter Brötzmann, Alexander Schlippenbach und Vinko Globokar. (Interview s. nächste Seite.)