: Wasserpolitik
■ Türkei macht Druck auf Syrien mit Staudammprojekt
Ankara (dpa/wps/taz) -Die Türkei hat den beiden anderen am Euphrat liegenden Ländern Syrien und Irak am Samstag großenteils das Wasser abgedreht. Einen Monat lang sollen statt wie bisher 500 nur noch 120 Kubikmeter pro Sekunde nach Syrien fließen. Mit den zurückgehaltenen Wassermassen soll ein Stausee gefüllt werden, der Teil eines gigantischen Kraftwerks- und Bewässerungsprojekts ist. Syrien ist vom Euphratwasser abhängig, während dem Irak noch dessen Zwillingsbruder Tigris zur Verfügung steht. In Syrien und im Irak hat die türkische Maßnahme Nervosität ausgelöst. Am Sonntag reiste eine irakische Delegation nach Ankara, um die Türken zu einer Halbierung der vorgesehenen Umleitungszeit zu bewegen. Die Türkei hatte im Dezember doppelte Wassermengen nach Syrien geleitet.
Der Stausee mit dem dazugehörigen Atatürk-Staudamm ist Teil des „Südost-Anatolien-Projekts“ auf türkisch kurz GAP genannt, das sich über 74.000 Quadratkilometer erstreckt und insgesamt 21 Dämme sowie 17 Kraftwerke umfaßt. Ab 2012, wenn das gesamte Projekt frühestens fertiggestellt wird, sollen die Kraftwerke des Staudammas 26 Milliarden Kilowattstunden Strom produzieren, das Doppelte der jetzt jährlich erzeugten Energiemenge. Durch ausgedehnte Bewässerungssysteme sollen 1,6 Millionen Hektar trockenen und bislang ertragsarmen Bodens bewässert werden. Damit soll der arme, unterentwickelte Südosten der Türkei in eine fruchtbare Zone mit Agroindustrie verwandelt werden.
Der vormalige türkische Premierminister und jetzige Staatspräsident Turgut Özal hat seit Beginn der Bauarbeiten am GAP-Projekt keinen Hehl daraus gemacht, daß er das Wasser auch aus politischen Gründen kappen könnte. Die „Kurdische Arbeiterpartei“ PKK, die in dieser Region einen bewwaffneten Kampf gegen das türkische Militär führt, operiert von in Syrien gelegenen Basen aus. Die Türkei könnte die Drohung mit der Dürre benutzen, um Syrien zu zwingen, der PKK die Unterstützung zu entziehen.
-ant
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