Hector Oqueli in Guatemala erschossen

Der prominente salvadorianische Politiker wurde von Todesschwadronen zusammen mit seiner Begleiterin Gilda Floreswar entführt, gefoltert und ermordet / Das Attentat wurde wahrscheinlich aus El Salvador geordert / FMLN-Guerilla stellt Verhandlungsangebot in Frage  ■  Aus Managua Ralf Leonhard

Einer der prominentesten linken Politiker El Salvadors ist zusammen mit seiner Begleiterin in Guatemala entführt und ermordet worden. Hector Oqueli Colindres, der stellvertretende Generalsekretär der salvadorianischen sozialdemokratischen „Nationalrevolutionären Bewegung“ (MNR), und die Rechtsanwältin Gilda Floreswar, Vorstandsmitglied der guatemaltekischen „Demokratischen Sozialisten“ (PSD), waren am Freitag auf ihrem Weg zum Flughafen der guatemaltekischen Hauptstadt angehalten und nach Aussage von Augenzeugen von „schwer bewaffneten Männern“ verschleppt worden. Oqueli hatte mit einer Beobachterdelegation der Sozialistischen Internationale nach Nicaragua reisen wollen.

Von Managua aus versuchten der SI-Generalsekretär Luis Ayala und die anderen Delegationsmitglieder, bei der Regierung Guatemalas zu intervenieren, um das Leben des Kollegen zu retten. Doch Samstag früh bestätigte Mario Solorzano, der Chef der guatemaltekischen PSD, daß die Leichen von Oqueli und Flores bereits geborgen worden seien: in der Ortschaft Jalpetagua, rund 20km von der Grenze zu El Salvador entfernt, im Departement Jutiapa. Die beiden PolitikerInnen waren gefoltert und exekutiert worden, der Salvadorianer durch einen Schuß ins Auge. „Weder die Regierung von El Salvador noch die guatemaltekische können sich ihrer politischen Verantwortung für die Bluttat entziehen“, erklärte Guillermo Ungo, der als MNR-Chef mit Hector Oqueli lange Zeit eng zusammengearbeitet hatte. Die Operation mitten in der Hauptstadt trägt die Handschrift der guatemaltekischen Todesschwadrone. Bisher haben sich die rechtsextremen Terrorkommandos allerdings darauf beschränkt, einheimische Aktivisten der Linken zu eliminieren.

„Als ich im März in El Salvador war, wunderte ich mich über die kugelsicheren Westen, die Ungo und Oqueli trugen“, sagte Jose Luis Garcia Raya, ein Abgeordneter der spanischen PSOE im Europaparlament, bei einer Pressekonferenz in Managua, „jetzt verstehe ich, warum.“ Die Befreiungsfront El Salvadors FMLN machte den salvadorianischen Präsidenten Alfredo Cristiani und seine rechtsextreme Arena-Partei für den Mord verantwortlich. Die Guerilla kündigte an, sie werde ihr jüngstes Verhandlungsangebot an die rechtsextreme Arena -Regierung überprüfen: „Inmitten von Staatsterror kann es keinen Dialog geben.“

Der 45jährige Hector Oqueli hatte seine Heimat Ende November während einer Großoffenisve der FMLN verlassen, nachdem rechtsextreme Militärs den Rektor der Jesuitenuniversität und fünf weitere Jesuitenpatres ermordet hatten. Der Jurist und Sozialwissenschaftler war stellvertretender Außenminister in der kurzlebigen ersten Revolutionsjunta nach dem Reformputsch vom 15. Oktober 1979 gewesen. In den folgenden Jahren lebte er im mexikanischen Exil und spielte eine wichtige Rolle in der SI als Sekretär des Internationalen Komitees für Lateinamerika und die Karibik. Ende 1987 kehrte er auf Einladung der Regierung gemeinsam mit Guillermo Ungo aus dem Exil zurück, um die Partei in der Legalität wieder aufzubauen. Nachdem der von der salvadorianischen Armee kontrollierte Rundfunk Ende letzten Jahres Morddrohungen gegen Oqueli ausgesprochen hatte, ging der Politiker erneut ins Exil.