Gebetsteppich an der Uni

■ Saudiarabische LehrerstudentInnen in Hannover

Zögernd und etwas verlegen schildern 20 saudiarabische Studenten ihre in der Bundesrepublik gesammelten Eindrücke. Wegen ihrer ungewohnten Erscheinung stoßen sie oft auf verdeckte Ablehnung bis hin zur offenen Aggression. Vor allem ihre Frauen fallen auf: Saudiaraberinnen sind in der Öffentlichkeit von Kopf bis Fuß verhüllt.

Im Rahmen des Projektes „Internationale Berufspädagogik“ werden 20 königliche Stipendiaten aus Saudi-Arabien an der Universität in Hannover zu Berufsschullehrern ausgebildet. Projektleiter Professor Klaus Rütters erläutert: „Die Saudis wollen unabhängig vom Ausland werden. Ungefähr ein Drittel der neun Millionen Einwohner sind Gastarbeiter. Die Berufsschullehrer dort sind alle Ausländer.“ Die Unabhängigkeit von diesen Pädagogen läßt sich die saudiarabische Regierung einiges kosten: Für das Projekt zahlt sie rund zwei Millionen Mark.

„Der Kulturschock ist für die Saudis und ihre Familien sicherlich groß“, erzählt Rütters. So sei die Rolle der Frau in der westlichen Welt unverständlich. Pro

bleme gebe es auch mit Schweinefleisch und Alkohol. Die tief gläubigen Moslems achten strikt auf das Einhalten der fünf vom Koran täglich vorgeschriebenen Betzeiten. Die mitgebrachten Teppiche werden dafür während der Unterrichtspausen mit einem Kompaß nach Mekka ausgerichtet.

Die Behandlung der saudi arabischen Ehefrauen wirkt hierzulande befremdlich. „Die saudiarabischen Männer schließen ihre Frauen ein, weil sie meinen, so ihre Familie in einer fremden Welt zu verteidigen. Aus Sicht ihrer Gesellschaft sind sie dazu sogar verpflichtet“, erläutert Rütters.

Schwierigkeiten gibt es auch beim Studium. Erster Unterricht im Leben saudiarabischer Schüler wird in Religion gegeben, das heißt vor allem Auswendiglernen. Außerdem gilt der Lehrer in Saudi-Arabien als eine Respektperson, die laut Rütters „immer recht habe“.

Die Studenten, alle staatliche Beamte, werden entgegen landläufiger Vorstellungen vom märchenhaften Reichtum der „Wüstensöhne“ recht kurz gehalten.

H.E. Busemann/dpa