Judas-Lohn-betr.: "Wie fährt man im Osten schwarz?", taz vom 10.1.90

Betr.: „Wie fährt man im Osten schwarz?“, taz vom 10.1.90

Daß die Ostberliner Kontrolettis keine Kohle für ihren ehrenamtlichen Job kassieren, kann wohl erst wenige Stunden alt sein. So machtrauschbeflügelt sind diese unangenehmen Leute nämlich nicht, daß sie zum Selbstkostenpreis auf die Pirsch gehen! Da waren (sind?) drei Ost-Mark Kopfgeld pro ertappter Sünder der süße Lohn.

Interessant an diesem Punkt ist, daß vor geraumer Zeit eine mittlerweile weltbekannte Persönlichkeit für gleiche Summe (30 Groschen, damals freilich noch in Silber) einen Herrn den jener Zeit geltenden Gesetzen übergab, so daß dieser stabile Tarif seit daher als Judas-Lohn bekannt ist.

Zur Zeit wird aber niemand auf Tour geschickt - wohl weil man den Leuten das harte Wechselgeld nicht anvertrauen möchte, das da nötig ist, wenn ein Schwarzfahrer eine 1.000 -DM-Note zückt.

Holger Christoph, Berlin-Ost